Sorgen Sie dafür, dass Menschen Arbeit bekommen, in der sie Sinn erleben können.
Professor Dr. Carsten C. Schermuly
Diplompsychologe, Institute for New Work and Coaching (INWOC)
linkedin.com/prof-dr-carsten-c-schermuly
Warum Sinn, Selbstbestimmung und Einfluss die Basis moderner Arbeitskultur sind
In Ihrem Buch appellieren Sie daran, in der Zusammenarbeit von Menschen mit Macht sensibler und verantwortungsvoller umzugehen. Wie kann das funktionieren?
Macht ist in jeder sozialen Interaktion relevant. Es ist ein wichtiger Schritt, wenn man akzeptiert, dass das ein Thema ist, welches nicht nur Politiker:innen angeht. Ich beschreibe in meinem Buch, was Macht mit Menschen macht. Böse Menschen, z. B. Psychopat:innen, kommen nicht leichter an die Macht. Aber stabile Macht hat das Potenzial, nicht nur eine Abgängigkeit zu produzieren, sondern auch die Empathie und das Mitgefühl schwinden zu lassen. Wenn man sich dieses Effekts bewusst ist und gleichzeitig ein kritisches Umfeld besitzt, sind das Chancen, verantwortungsvoller mit Macht umzugehen.
Welche Benefits haben Ihrer Meinung nach den größten Einfluss auf die Mitarbeitendenzufriedenheit und in welchen Unternehmensformen beobachten Sie welche Arten der Benefits besonders häufig?
Durch Benefits können vor allem bei monotonen Tätigkeiten Anreize geschaffen werden. Mitarbeitende gewöhnen sich auch recht schnell an Belohnungen, weswegen ein gesunder Mix aus unterschiedlichen Anreizen – sowohl externe als auch die Stimulation der internen Motivation – essenziell ist. Führungskräfte sollten in jedem Fall darauf achten, dass der Einsatz von Belohnungen nicht dazu führt, dass Menschen langfristig weniger durch die Tätigkeit selbst motiviert werden. Denn nicht nur Benefits, auch die Gestaltung eines guten und sinnbringenden Arbeitsplatzes trägt maßgeblich zur Mitarbeiterzufriedenheit bei.
Ist Mitarbeitendenzufriedenheit „reine“ Chefsache oder können Mitarbeitende selbst auch Einfluss darauf nehmen?
Studien zeigen, dass die Mitarbeitendenzufriedenheit eine gewisse Stabilität besitzt.
Wenn Menschen den Arbeitsplatz wechseln, stellt sich häufig ein ähnliches Niveau ein. Es scheint sogar genetische Anteile bei der Mitarbeitendenzufriedenheit zu geben, Mitarbeitende haben also einen Einfluss. Die Verantwortung für die eigene Zufriedenheit kann man nicht nur dem Chef zuweisen. So viel Macht würde ich meiner Führungskraft auch nie geben wollen. Die Zufriedenheit beginnt damit, ob man für die Branche und den gewählten Beruf auch langfristig die passenden Kompetenzen und Motive besitzt.
Wenn Sie einem Unternehmen drei konkrete Empfehlungen geben müssten, um langfristig Mitarbeitendenzufriedenheit zu sichern – welche wären das?
Hier verweise ich auf das psychologische Empowermentkonzept, welches starke Zusammenhänge mit Mitarbeitendenzufriedenheit aufweist. Sorgen Sie dafür, dass Menschen Arbeit bekommen, in der sie Sinn erleben können. Helfen Sie den Kolleg:innen, dass sie selbstbestimmt arbeiten und Kompetenzen entwickeln können. Letztlich hilft es – und da tun sich die meisten Unternehmen am schwersten – wenn die Mitarbeitenden in ihrem täglichen Tun auch Macht und Einfluss besitzen.
BUCHTIPP
“Die Pschologie der Macht“
Wie sie uns und das Zusammenleben prägt
Prof. Dr. Carsten C. Schermuly ist überzeugt, dass ein guter Umgang mit Macht notwendig und möglich ist, wenn man versteht, wie sie funktioniert. Sein Buch ist ein Appell, im gesellschaftlichen und beruflichen Alltag mit Macht sensibler und verantwortungsvoller umzugehen. Er erklärt uns, wie Macht auf verschiedenen Ebenen psychologisch funktioniert und macht ihre mentalen Wirkungen transparent, damit wir sie erkennen und bewusster damit umgehen.
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