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Bildung und Karriere

Die richtige Stärke der Fehlerquote

Unsere Welt ist geprägt von einer perfekten Selbstdarstellung, in der es immer schwieriger wird zuzugeben, dass man seine Mängel hat. Dass Dinge nicht gelingen oder man einfach einmal richtig danebengreift. Anstatt zu akzeptieren, dass Fehler ein ganz gewöhnlicher Teil des Menschen sind, werden sie oft als persönliches Versagen empfunden und vor dem eigenen Umfeld glatt vertuscht. In der beruflichen Verbindung herrscht hier erst recht der Anspruch, stets perfekt zu funktionieren.

Die Bilanz negativer Fehlerkulturen

In Deutschland herrscht traditionell ein hoher Anspruch an Qualität und Perfektion. In vielen Unternehmen werden Fehler überhaupt nicht gerne gesehen. Stattdessen sollen Mitarbeiter bei immer höherem Arbeitsaufwand und Tempo funktionieren und sind oft mit einer negativen Feedbackkultur konfrontiert. Diese Art von Druck, durchweg perfekt zu funktionieren, führt nicht nur bei den Mitarbeitern zu Anspannung und im schlimmsten Fall zum Burn-out-Syndrom, sondern mindert auch die Innovationskraft des gesamten Unternehmens.

Wer permanent negativem Feedback ausgesetzt ist, schlägt seltener eigene Ideen vor. Stattdessen führt eine negative Fehlerkultur zu Stress, Druck und falschem Perfektionismus. Lässt eine Führungskraft nach einem Fehler Wut, Frust oder Ärger auf die Mitarbeiter ab, so sinkt in der Folge die Risikobereitschaft. Ebenfalls sinken Kreativität und Engagement, denn wer Angst vor den Vorgesetzten hat, geht keine weiteren Risiken ein und treibt keine neuen Ideen voran.

Erfolgsfaktor Neuanfang

In der Unternehmenswelt trifft man auf erfolgreiche Menschen, die positiv auf Rückschläge zurückblickten und damit Großes erreichten. Bevor Bill Gates reich wurde, lief er mit seiner ersten Firma ins Nichts. In dieser zu Beginn scheinbaren Niederlage lernten Gates und sein Mitgründer das Programmieren und gründeten später gemeinsam eine kleine Softwarefirma namens Microsoft. Diese Geschichten aus dem Silicon Valley sind oft von der Realität der meisten Unternehmen weit entfernt, und doch können wir davon lernen.

Erfolg bringt Scheitern mit sich, doch durch das Lernen aus seinen Fehlern kann der größte Erfolgsfaktor für den Neuanfang entstehen. Die Grundhaltung, Rückschläge und Fehler als Anreiz für neue Ideen und eine persönliche Entwicklung zu sehen, kann inspirieren. Zumindest solange wir offen mit Fehlern umgehen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. 

Der Umgang mit Fehlschlägen

Der richtige Umgang mit Fehlschlägen hängt natürlich von deren Schwere ab. Bei Kleinigkeiten hilft meist eine gar einfache Wunderwaffe: Humor. Lachen kann helfen, Anspannungen zu lösen, und eine positive Atmosphäre trägt zu größerer Offenheit bei. Zudem hilft diese Stimmungslage dem Bewusstsein, den gleichen Fehler in Zukunft gemeinsam zu vermeiden. Führungskräften schadet es daher nicht, einmal mit einem humorvollen Start den Druck der Situation zu entkräften und trotzdem gemeinsam die richtigen Lehren zu ziehen.

Punkt zwei: die Ehrlichkeit zu sich selbst. Während manche zu selbstkritisch sind, suchen andere hingegen nach Schuldigen. Doch die gemeinsame Fehlersuche und Weiterentwicklung wird hierdurch nicht leichter. Im Falle eines Konflikts ist es ratsam, sich selbst zu fragen, welchen Schuldanteil man an der Situation hat. Die eigene Verantwortung einzugestehen, hilft, die Situation offen zu analysieren, die Konfliktsituation zu entschärfen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Eine ehrlich gemeinte Entschuldigung und Fehlereinsicht bringt einen deutlich weiter als Verdrängung oder Gegenangriff.

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