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Dr. Klaus Bauknecht

Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG

Welche Konjunkturentwicklung ist 2023 zu erwarten?

Die deutsche Wirtschaft erhält aktuell viel Gegenwind. Infolge der spürbaren Zinsanhebungen in den USA wird sich unser größter Exportmarkt im nächsten Jahr abkühlen, während die CoronaPolitik in China – trotz aktueller Lockerungen – die Konjunktur in diesem Winter belasten wird. Zudem werden die Zinsanhebungen der EZB sowie die hohe Inflation die Binnennachfrage im Euroraum beeinträchtigen. Somit wird 2023 ein herausforderndes Jahr für Deutschland, auch angesichts nachhaltig höherer Energiepreise, die nicht nur die Haushalte belasten, sondern auch den Industriestandort Deutschland. Ein Rückgang der Wirtschaftsleistung und damit eine Rezession scheint unausweichlich. Mit einer Erholung der Wirtschaft ist frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2023 zu rechnen. Die Risiken für den Ausblick bleiben zudem grundsätzlich hoch.

Im aktuellen Umfeld ist Risikoaversion angebracht.

Und wohin geht die Reise bei den Zinsen?

Bei der Verbraucherpreisinflation sind wir im oder stehen kurz vor dem Zenit. Im Jahr 2023 ist mit einem spürbaren Rückgang zu rechnen. Und auch die unterliegende Inflationsdynamik, die für die Geldpolitik entscheidend ist, geht in die richtige Richtung, also abwärts. Hierfür sorgt die schwächere Konjunktur ebenso wie die Entspannung auf vielen Rohstoffmärkten. Durch Angebotsausweitungen und das Abflauen von Lieferengpässen bei gleichzeitig zurückhaltender Nachfrage kommt die Wirtschaft in ein neues Gleichgewicht, was den Inflationsdruck dämpft. Allerdings werden die Lohnforderungen infolge realer Einkommensverluste im kommenden Jahr hoch bleiben. Das sollte vor dem Hintergrund einer schwachen Nachfrage jedoch eher die Gewinnmargen der Unternehmen belasten als die Inflation vorantreiben. Deshalb sollten die Zinsanhebungen der EZB Mitte 2023 ein Ende finden. Die sinkende Inflation und eine schwache Konjunktur sollten zudem langläufige Renditen tendenziell unter Druck setzen. Für 2024 erwartet die IKB eine Inflationsrate von leicht über dem Inflationsziel von zwei Prozent. Der Druck auf die EZB, die Zinsen zu senken, wird ab Ende 2023 eher zu- als abnehmen.

Welche Anlagestrategie macht dann Sinn?

Die Unsicherheit bleibt hoch – konjunkturell und geopolitisch. Auch wenn sich die DAX-Gewinnerwartungen bereits angepasst haben, bleibt das Korrekturpotenzial vor allem angesichts bevorstehender negativer Konjunkturdaten hoch. Die Bewertungen an den Immobilienmärkten werden zudem weiterhin durch die vollzogene Zinskorrektur belastet. Im aktuellen Umfeld ist deshalb Risikoaversion angebracht. In ein konservatives Portfolio passt daher gut Festgeld, trotz der aktuell noch hohen Inflation. Es sollte aber sichergestellt sein, dass die Einlagen von den höheren Zinsen profitieren. Im Schatten anhaltender Risiken sowie einer deutlich höheren Verzinsung sind Laufzeiten von bis zu zwei Jahren eine Option. Längere Laufzeiten sind dagegen aufgrund der inflationsbereinigt negativen Renditen und den zu erwartenden Opportunitäten an den Finanzmärkten weniger attraktiv.

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