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Drei Finanzexperten – drei Anlagestrategien

Fotos: Privat & Jaqueline Häussler

Im Interview haben wir mit Dirk Müller, Natascha Wegelin und Gerald Hörhan gesprochen. Ganz klar zeigt sich, jeder nutzt seine Expertise für die persönliche Anlagestrategie. Lassen Sie sich inspirieren, denn es ist Ihr Geld und Ihre Zukunft. Machen Sie etwas daraus!

„Die Schulden des einen sind das Geldvermögen des anderen“

Dirk Müller

Finanzexperte

Dirk Müller, bekannt als „Mr. Dax“, zeigt seit Jahrzehnten, wie der bewusste und vorausschauende Umgang mit Wertpapieren funktioniert. Der mehrfache SPIEGEL-Bestsellerautor beweist mit seiner Expertise, dass er einer der deutschen Finanzexperten ist. Während der Markt um neun Prozent fiel, schloss sein Fonds mit plus acht Prozent ab.

Wie beurteilen Sie retrospektiv 2019?

Für mich steht die Schuldenproblematik der Welt über allem. Die Schulden des einen sind das Geldvermögen des anderen. Das kann so allerdings nicht ewig weitergehen, man braucht Lösungen. Diese scheinen in einer langsamen Inflationierung gefunden worden zu sein. Der Bürger muss sich darauf einstellen, dass seine Geldwerte sukzessive weiter abgebaut werden, um die Belastung der staatlichen Schulden zu reduzieren. 

Außerdem ist die Auseinandersetzung zwischen den USA und China, bei der es um die geostrategische Weltmacht geht, bestimmend für die Weltwirtschaft. Dieser Konflikt überlagert momentan alle anderen, da es dabei um die Macht für die nächsten Jahrzehnte geht.

Was sind Ihre Empfehlungen für private Anleger im Jahr 2020?

Der Markt ist auf allen Ebenen vollkommen verzerrt. Wir müssen also immer mit Turbulenzen rechnen, daher ist es für Anleger sehr schwer, das Geld sinnvoll anzulegen.

Zwar sollte man nicht auf seinem Geld sitzen bleiben, jedoch tue ich mich aktuell auf dem hohen und gefährlichen Niveau schwer, die Leute in die Aktien zu treiben. Wenn alles zu teuer ist, warte, bis es wieder billig wird. Wer nicht auf großem Vermögen sitzt, sondern langsam anfangen will, kann trotzdem gerne monatlich kleine Beträge investieren.

Wie legen Sie persönlich Ihr Geld an?

Für mich gilt immer: ein Teil Gold – die Urwährung und mein „Gutschlaferle“. Mein Kernfeld sind die Aktien und damit die Möglichkeit, sich an menschlichen Entwicklungen zu beteiligen. Vor allem dann Unternehmensanteile von starken, marktbestimmenden Konzernen. Sicherheit ist dabei das  Wichtigste.

Wie würden Sie Ihr Geld niemals anlegen?

Ich rate vor allen Dingen von den Sachen ab, von denen die Menschen selbst keine Ahnung haben. Bevor man investiert, muss man sich richtig informieren. Ich selbst würde nie ein Steuersparmodell machen. Außerdem habe ich zu wenig Expertise, um in Immobilien zu investieren.

„Lasst das Geld für euch arbeiten“

Natascha Wegel

Finanzbloggerin und Autorin

Foto: Jaqueline Häussler

Natascha Wegelin ist Finanzbloggerin und Autorin. Doch die „pommessüchtige Wahlberlinerin“ ist mit ihrem Blog „Madame Moneypenny“ dabei vor allem auch eine Inspiration für Frauen auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit. Mit ihrer langfristig angelegten Anlagestrategie hat sie schon öfter unter Beweis gestellt, dass sie gerade bei ETFs ein Gespür für erfolgreiches Investment hat.

Wie beurteilen Sie retrospektiv 2019?

Das Jahr war für Anlegerinnen und Anleger an der Börse ein wirklich gutes Jahr. Für all diejenigen, die breit investiert haben, war es sicherlich ein renditestarkes Jahr insgesamt. Es gab zwar einige politische Entscheidungen, wie Besteuerungen, die nicht ganz so schön waren, aber da ich sehr langfristig angelegt habe, beunruhigt mich das eher weniger.

Was sind Ihre Empfehlungen für private Anleger im Jahr 2020?

Empfehlungen spreche ich ja eher weniger aus. Ich teile mit den Menschen, was ich selbst tue, und sie können entscheiden, ob sie sich daran orientieren oder nicht. Allerdings ist langfristig anlegen auch heute noch sinnvoll. Wer bis jetzt noch nicht gestartet hat: Der richtige Zeitpunkt war gestern und ist auch heute immer noch. Besser jetzt als später oder gar nicht anlegen.

Klar stehen große politische Entscheidungen an, doch wer für die nächsten 20 bis 30 Jahre anlegt, den sollten diese Dinge nicht interessieren. Die Empfehlung ist immer: Lasst das Geld für euch arbeiten, anstatt es auf dem Konto verschimmeln zu lassen.

Wie legen Sie persönlich Ihr Geld an?

Das ist relativ simpel. Ich investiere mein Geld, neben meinen unternehmerischen Tätigkeiten, in breit gestreute ETFs. Da habe ich einen automatisierten ETF-Sparplan. Also ich zahle einen Betrag X am Monatsbeginn in meine ETFs ein und diese laufen dann automatisch. Außerdem habe ich eine kleine „Spielwiese“ aus einem schmaleren ETF, P2P-Krediten und einzelnen Aktien, die aber mehr Zockerei als langfristige Anlage ist. Das Ganze ist eigentlich nur Beiwerk.

Wie würden Sie Ihr Geld niemals anlegen?

Grundsätzlich in Dinge, die ich nicht verstehe oder mit denen ich mich sehr lange beschäftigen müsste. Kryptowährung beispielsweise. Zwar ein sehr spannendes Investmentfeld, allerdings verstehe ich zu wenig davon, um dort investieren zu können.

„2019 – wirtschaftlich sehr erfolgreich, trotzdem sehr turbulent“

Gerald Hörhan

Investmentbanker, Immobilieninvestor, Onlineunternehmer und Publizist

„Business, not Bullshit“ – geradeaus, bewusst und auch mal provokant, das ist Gerald Hörhan. Der Investmentpunk ist Investmentbanker, Immobilieninvestor, Onlineunternehmer und Publizist. Der Grund, wieso der Österreicher sein Leben der Wirtschaft widmet, ist so einfach wie tiefgründig: Freiheit.

Wie beurteilen Sie retrospektiv 2019?

Global gesehen war es ein erfolgreiches, aber auch turbulentes Jahr. Zwei Themen haben die Märkte bestimmt: der Klimawandel und politische Turbulenzen. Man hat gesehen, egal ob in Kolumbien, Frankreich oder Hongkong, auch die reichen Staaten haben politische Schwierigkeiten.

2019 war, obwohl wirtschaftlich sehr erfolgreich, aufgrund des billigen Geldes, trotzdem sehr turbulent. 2020 wird so weitermachen. Es wird wirtschaftlich sehr gut werden. Herr Trump wird definitiv versuchen zu gewinnen. Dafür brauchen die Republikaner eine starke  Wirtschaft.

Was sind Ihre Empfehlungen für private Anleger im Jahr 2020?

Egal wie die US-Wahl ausgeht, der Wahlsieger wird dafür sorgen müssen, dass die Wirtschaft gut läuft. Einzig wenn wirkliche sozialistische Experimente gemacht werden, sehe ich  die  Gefahr für wirtschaftliche Probleme.

Grundsätzlich würde ich weiterhin in Immobilien investieren, allerdings keine überteuerten Objekte oder hoch verzinste Kredite in Betracht ziehen. Gleichzeitig würde ich in unterschiedliche digitale Vermögenswerte investieren und Aktienansparpläne anlegen.

Für Krisenzeiten sind Gold und Bitcoins eine gute Anlage. Dort würde ich allerdings aktuell nicht investieren, sondern auf die Beruhigung   des   Markts warten.

Wie legen Sie persönlich Ihr Geld an?

Ich folge den eben genannten Empfehlungen. Dazu gehören günstig verzinste Immobilien, digitale Vermögenswerte, die ich laufend erweitere, Kryptowährungen, Gold und Cash.

In Deutschland haben wir den Nachteil, dass die Digitalisierung die Wirtschaft bedroht. Die bewährten Märkte, die Deutschland stark machen, wie die Automobilindustrie, werden immer stärker durch die Digitalisierung angegriffen – Umweltgesetze, autonomes Fahren, um Beispiele zu nennen. Die Nachfrage wird sinken.

Wie würden Sie Ihr Geld niemals anlegen?

Das Geld anlegen in einzelne Aktien ist für mich etwas, was ich so nicht machen würde.

Verstehen Sie Anleger, die sich grundsätzlich gegenüber neuen Märkten wie Kryptowährungen verschließen?

Nein, also Vertrauen ja, aber wenn man nicht in neue Märkte investiert, wird es langfristig schwer werden, erfolgreich zu sein. Damals wurden Tesla, Apple oder Facebook kritisch betrachtet und es wurde lieber in BMW oder die Deutsche Bank investiert. Allein das zeigt, dass das Bekannte nicht immer gut und sicher ist.

Wie finden interessierte Laien auf einfachem Weg ins private Investment?

Man kann viele Dinge vorhersehen, die in fünf bis zehn Jahren wichtig werden. Wenn man dabei aufpasst und investiert, bevor dem Großteil der Welt auffällt, dass es ja wichtig ist, kann man gutes Geld verdienen. Dazu gehören auch politische Entwicklungen, wie als Beispiel die US-Wahl in diesem Jahr.

Außerdem sollte man eine realistische Risikoeinschätzung mitbringen. Es gibt von allem eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert. Aber vieles davon ist Phantomangst, weil die Chance, dass das Schlimmste passiert, sehr gering ist.

Man muss Risiko nehmen, um ein lohnendes Geschäft zu machen. Versucht zu verstehen, wo die Zukunft sich hin entwickelt. Vieles kann man wirklich vorhersehen, wenn man sich mit Wirtschaft und der Politik beschäftigt.

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