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Robo-Advisor – die Zukunft der Vermögensverwaltung

Foto: Phongphan via Shutterstock

Während in den USA Robo-Advisor schon seit über zehn Jahren Teil der Vermögensverwaltung sind, arbeiten sich in Deutschland die smarten Algorithmen gerade erst aus dem Nischendasein heraus.

Felix M. Wieduwilt

Freier Autor und Technik-Philosoph

Mit 120 Prozent Bruttorendite hat der amerikanische Anbieter Betterment seit 2004 eine mehr als ordentliche Arbeit gemacht. Es ist also an der Zeit, sich deutsche Robo-Advisor einmal genauer anzuschauen. Seit 2014 haben sich hierzulande bereits zehn neue Robo-Advisor gegründet.

Was ist ein Robo-Advisor?

Wie der Name schon verrät, sollen Roboter (Robo) beziehungsweise smarte Algorithmen beratend (Advisor) in der Vermögensverwaltung tätig sein. Hat vor ein paar Jahren noch der Vermögensverwalter aus Fleisch und Blut diese Aufgabe übernommen, übernehmen nun die Maschinen mit ihrer Rechenkapazität – dabei ist das gar nicht so neu. Hochfrequenzhandel und automatisierte Buchungen durch Software an der Börse waren schon vor der Jahrtausendwende etabliert. Computer können kleine Änderungen am Markt viel schneller wahrnehmen und entsprechend reagieren, als es der Mensch jemals könnte. Das „Wissen“ eines Algorithmus ist einfach größer als das eines Menschen.

Mit der Robo-Advisor-Technologie steht das automatisierte Handeln an der Börse nun auch dem Kleinanleger zur Verfügung. Das Expertenportal robo-advisor.de bezeichnet die neue Technologie als „eine erlaubnispflichtige Finanzdienstleistung, die als Software digitale, regelbasierte Vermögensverwaltung von ETFs beziehungsweise Indexfonds und/oder Beratung von Portfoliolösungen anbietet“. Um den Handel für den Anleger kostengünstig zu gestalten, nutzen Robo-Advisor das Investmentvehikel ETF (Exchange Traded Funds). Waren an der Börse Kosten von bis zu fünf Prozent üblich, drücken Robo-Advisor die Kosten durch den Handel mit ETFs auf unter ein Prozent. Longtail-Effekte und das Wegfallen von menschlicher „Arbeit“ machen es möglich. Deutsche Robo-Advisor erwirtschaften dabei eine jährliche Bruttorendite von fünf bis dreizehn Prozent.
Die Rendite ist dabei oft von der Risikoklasse abhängig, die der Anleger wählt. Je höher das gewählte Risiko, desto mehr investiert ein Robo-Advisor in Aktien. Aktien haben jedoch historisch betrachtet eine höhere Volatilität als zum Beispiel Anleihen – Aktien können im Wert zwar schnell steigen, aber auch schnell fallen und damit das Vermögen vernichten.

Was sind ETFs?

ETF steht für Exchange Traded Funds. Als offener Fonds bilden sie Indizes wie zum Beispiel den DAX nach – im Gegensatz zu geschlossenen Fonds kann jederzeit Geld ein- und ausgezahlt werden. ETFs sind darüber hinaus passiv. Das bedeutet, dass kein Verwalter die Zusammensetzung des Fonds nach seinem Gusto ändert – die Positionen bleiben gleich. Die im ETF enthaltenen Gelder beziehungsweise der Fonds kauft dann als Ganzes die entsprechenden Positionen an der Börse.

Durch die Gemeinschaft kann auch ein Kleinanleger für 50 Euro bereits Anteile an verschiedenen Positionen erhalten, die er durch den Kauf einer einzelnen Aktie nie erhalten hätte. Zum Vergleich: Für 1.000 Euro bekommt ein Anleger folgende Aktien (Stand: 6. Dezember 2017):

  • 7 Aktien von Apple
  • 1 Aktie von Alphabet (ehemals Google)
  • 4 Aktien von Daimler

Eine breite Diversifikation ist damit kaum möglich. Die ist aber notwendig, um ein solides Portfolio aufzubauen und langfristig Gewinne zu erwirtschaften. Eine Faustregel aus der Finanzindustrie lautet deshalb: Mindestens ein Dutzend verschiedene Wertpapiere gehören ins Depot. Setzt der Anleger ausschließlich auf Tech-Unternehmen, kann ein Einbruch in der Start-up-Welt das Vermögen ganz schnell vernichten – oder eben auch durch die Decke gehen lassen.

Die Idee, Indizes an der Börse nachzubilden, gab es bereits in den 70er-Jahren und stammt aus den USA. Einige Anleger kennen vielleicht ETF-Sparpläne. Sie sind bei Kleinanlegern auch in Deutschland beliebt, um monatlich kleine Beträge wegzulegen und zu mehren. Ein Robo-Advisor baut auf dieses Prinzip auf und will die Rendite durch intelligente Verwaltung optimieren.

Worauf muss ich achten, wenn ich einen Robo-Advisor nutzen will?

Ein Robo-Advisor übernimmt vor allem die Auswahl und die Verwaltung der ETFs – für diese Leistung bezahlt man den Algorithmus. Als Laie müssen Anleger auf die Expertise des Anbieters vertrauen. Anders ist das bei den Kosten. Diese belaufen sich je nach Größe des Anlagebetrages und Service durch den Anbieter auf 0,39 bis 1,5 Prozent pro Jahr.

Zu unterscheiden sind auch aktive und passive Robo-Advisor. Während passive Robo-Advisor das Portfolio nur einmal pro Jahr an einem Stichtag umschichten und der Marktlage anpassen, nimmt ein aktiver Robo-Advisor immer dann ein Rebalancing vor, wenn es notwendig ist beziehungsweise wenn die Berechnungen ergeben, dass Verluste drohen oder höhere Renditen möglich sind.

Wie auch bei traditionellen Produkten der Börse gilt: Haben Sie Geduld, wenn es mal nach unten geht. Der Markt funktioniert in Zyklen. Nach dem Finanzcrash von 2007 ist der weltweite Aktienmarkt um knapp 160 Prozent gewachsen, wenn man den Index MSCI World zugrunde legt. Dieser Index enthält über 1.000 Einzelaktien aus 37 Industrie- und Schwellenländern.

Und welchen Anbieter soll ich nun wählen? Eine ausführliche Analyse und umfangreiche Tests der in Deutschland zugelassenen Anbieter lesen Sie auf der Webseite robo-advisor.de.

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