Das Interesse an Nachhaltigen Geldanlagen reißt nicht ab – im Gegenteil, sie erfahren derzeit einen nie gekannten Boom! Nachhaltige Kapitalanlagen sind Anlagen, die neben den klassischen Aspekten einer Finanzanlage (Verfügbarkeit, Risiko und Rendite) explizit Nachhaltigkeitskriterien (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) berücksichtigen. Es gibt sie in nahezu allen Assetklassen, von Aktien, Anleihen, Fonds, Sparbriefen bis zu Zertifikaten.
Claudia Tober
Geschäftsführerin Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG)
Die Bekämpfung des Klimawandels steht hier derzeit im Fokus, auch wenn für eine nachhaltige Ausrichtung die Faktoren Soziales und gute Unternehmensführung gleichgewichtet zu betrachten sind. Der Finanzmarkt ist ein entscheidender Hebel, um die nachhaltige Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft zu finanzieren. Allein der Finanzierungsbedarf für das Zwei-Grad-Ziel wird auf über 80 Billionen US-Dollar geschätzt. Dieser muss aber nicht komplett neu aufgewendet werden, sondern es geht vielmehr darum, die Kapitalströme umzulenken.
Der Markt
Das Wachstum der letzten fünf Jahre ist schon sehr eindrucksvoll gewesen: Mit einem Volumen von 474 Milliarden Euro in nachhaltigen Geldanlagen hat der Markt im DACH-Raum Ende 2018 seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Nachhaltige Geldanlagen umfassen Investmentfonds und Mandate sowie Kundeneinlagen der Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus. Allein die Investmentfonds und Mandate verzeichnen ein Wachstum von 45 Prozent. Verantwortliche Investments liegen bei 2.859 Milliarden Euro und erzielen damit mehr als das Sechsfache nachhaltiger Geldanlagen.
Die Definition
Nachhaltige Geldanlagen legen die Kriterien Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung, auch ESG-Kriterien genannt, auf Produktebene fest und haben diese auch in den Produktunterlagen dokumentiert.
Verantwortliches Investment umfasst die ESG-Kriterien auf Ebene der Organisation, also zum Beispiel der Bank oder Fondsgesellschaft, und bekennt sich dadurch zu öffentlichen Standards oder Prinzipien oder eigenen Richtlinien.
Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit werden im Finanzsektor durch verschiedene Strategien umgesetzt – zusammengefasst: ausschließen, auswählen und ansprechen. So gibt es Nachhaltigkeitsprodukte, die besonders auf den Ausschluss von Waffen, Atomkraft, Kohle, Tierversuchen, Gentechnik und anderem Wert legen. Gezielt ausgewählt und gefördert werden können Klimaschutzmaßnahmen, erneuerbare Energien, Infrastruktur, Bildung oder soziale Projekte. Zudem orientieren sich viele an der Einhaltung von internationalen Normen, wie zum Beispiel Menschen- und Arbeitsrechten, Klima- und Umweltschutzkonventionen und auch Korruptionsregeln. Aktiv Einfluss auf Unternehmen nehmen, um sie hin zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen, können Aktionäre sowie entsprechende Finanzinstitutionen, indem diese gezielt Nachhaltigkeitsthemen und Handlungsbedarfe ansprechen und von ihren Stimmrechten auf Aktionärsversammlungen Gebrauch machen.
Während institutionelle Anleger das Thema Nachhaltigkeit schon stärker verinnerlicht haben, sind private Anleger und Investoren stärker auf Orientierungshilfen und Labels angewiesen.
Die Orientierungshilfen
Auf dem deutschen Markt bieten wir hierbei als Fachverband verschiedene Orientierungshilfen und einen Standard an.
FNG-Nachhaltigkeitsprofil: Dieses fasst Kerndaten zu einem Fonds und den allgemeinen wie auch spezifischen Nachhaltigkeitskriterien auf zwei Seiten übersichtlich zusammen. Damit bekommt der Anleger kurz, klar sowie vergleichbar in prägnanter Form die Informationen zu seinem Fonds.
FNG-Siegel: Seit nunmehr fünf Jahren gibt es einen Standard für nachhaltige Publikumsfonds in Deutschland. Dieser umfasst zum einen Mindeststandards und zudem ein Stufensystem für besonders nachhaltige Fonds.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen
Zukunftstrend nachhaltiger Finanzmarkt. Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen wie auch die verschiedensten Klimabeschlüsse müssen neben den klassischen Industriebranchen auch vom Finanzmarkt begleitet werden, denn er kann den entsprechenden Hebel setzen.
Dazu gibt es derzeit massiven Rückenwind aus Europa: den EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Dieser sieht einen breiten, europaweit einheitlichen Gesetzesrahmen vor, der Nachhaltigkeitsberichtspflichten, Benchmarks und Beratungspflichten umfasst. Diese werden in den kommenden Monaten und Jahren in die nationale Gesetzgebung einfließen. Auch die Bundesregierung hat letztes Jahr reagiert und einen Sustainable-Finance-Beirat eingerichtet, der sie beraten soll, wie sich Deutschland als führenden Standort etablieren und entsprechend Sustainable Finance fördern kann.
Auch durch die aktuellen Debatten, zum Beispiel „Fridays for Future“, wird die aktuelle Klimadebatte weiter befeuert und die Diskussionen ranken sich neben klimafreundlichen Produkten und Infrastrukturen auch verstärkt um die Geldanlage. Frei nach dem Motto: Geld bewegt die Welt!
Das FNG ist mit seiner Geburtsstunde im Jahr 2001 ein Pionier der Szene. Wir sind jetzt schon gespannt auf die neueste Entwicklung des Marktes. Im nunmehr 15. Jahr stellen wir am 8. Juni die aktuellen Marktzahlen vor.
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