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KMU- Digitize or die!

Digitize or die: „Wer nicht mutig ist, hat eine hohe Sterbewahrscheinlichkeit“

Fotos: etventure gmbh

Philipp Depiereux gilt als der „Messias der Digitalisierung“ in Deutschland. Den Mittelstand trägt er in seiner DNA. Nachdem er im Unternehmen seines Großvaters die ersten Erfahrungen sammelte, lernte er auf seinem Werdegang die Bedeutung der digitalen Transformation zu verstehen und zu leben wie kein Zweiter. Heute gestaltet er mit seiner Digitalberatung etventure den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft und sorgt mit seinem Non-Profit-Format Changerider und als Keynote Speaker für Aufbruchstimmung in der gesamten Branche.

Herr Depiereux woher stammen ihre Erfahrungen mit dem Thema Digitalisierung?

Ich habe das Thema Mittelstand in meinem Blut. Auf meinem Werdegang habe ich festgestellt, dass wir in Deutschland gerade im Mittelstand Weltmarktführer inkrementeller Innovationen sind. Sobald wir allerdings zum Thema digitale Transformation und disruptive Änderungen kommen, tun sich viele schwer. Diesen Änderungsprozess durchzuführen scheitert doch immer wieder an der eher bewahrenden Haltung, die wir in Deutschland haben.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Digitalisierung für KMU’s?

Die Geschäftsführung muss das Thema verstehen. Es darf nicht zu klein gedacht und damit eine wirkliche Transformation mit allen Konsequenzen verhindert werden. Denn dann werden diese Projekte scheitern. Dort werden dann für externe Berater, Agenturen und Veränderungsmaßnahmen wahnsinnig viel Geld ausgegeben und Mitarbeiter werden frustriert, da das gutlaufende Geschäft damit beschädigt wird.

Wenn man die digitale Geschäftsmodelle betrachtet: Wie laufen diese im Idealfall?

Das Topmanagement-Commitment muss da sein. Es muss mit einem neuen Mindset mutig an die Sache herangegangen werden. Wer digital transformieren will, muss sich zumindest in Ansätzen an Arbeitsweisen von Start-Ups anpassen. Auch mal Dinge in einem kleinen, geschlossenen Kreis entscheiden und probieren. Da gehört auch eine radikale Nutzerkonzentrierung dazu. Man blickt auf den Markt und die Kunden, analysiert Probleme und findet schnell Lösungen und testet diese.

Außerdem ist es wichtig, die Digitalisierung in Bezug auf neue Geschäftsmodelle, neue digitale Kanäle und das sich veränderte Ökosystem um einen herum direkt in der Kernorganisation zu machen, sondern in der ersten Phase in einem geschützten Raum, außerhalb der bewahrenden Organisation zu starten und Prototypen zu bauen und testen. Dabei sollte man immer den Menschen und nicht die Technologien im Vordergrund sehen.

Wie helfen Sie dabei, dass am Ende mehr Chancen als Risiken stehen bleiben?

Wir bei etventure sind stark unternehmerisch tätig, daher auch der Claim „Echte Unternehmer“. Dabei geht es um Risiko-Sharing. Wir sorgen dafür, dass der Kunde schnelle Ergebnisse sieht und auf Basis von validierten Daten schnell entscheiden kann, ob er Digitalmodelle skaliert oder nicht. Bei der Skalierung teilen wir dann das Risiko und werden nach Zielen entlohnt.

Sie haben etliche Innovationsprojekte begleitet. Was können wir aus gescheiterten Innovationsprojekten lernen?

Der Scheiterpunkt, der mich am meisten ärgert, ist, wenn das Topmanagement die digitale Transformation fordert aber nach vier Wochen stoppt, weil das Budget doch anders verplant wird, obwohl erste Ergebnisse sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter durchaus vielversprechend aussahen. Der Transformationsprozess sollte als langfristiges Projekt gesehen werden.

Ich selbst bin ebenfalls mit einem disruptiven Innovationsvorhaben in meinem vorherigen Unternehmen gescheitert. Ich habe dabei gesehen, dass es nicht funktioniert, wenn nicht mit Design Thinking- und Lean Startup-Methoden entwickelt und getestet wurden, ob das neue Produkt oder Angebot beim Kunden überhaupt einen Schmerzpunkt löst.

Was wäre Ihrer Meinung nach der größte Fehler, den analoge KMU’s im neuen Jahrzehnt machen könnten?

Sich auf den Lorbeeren der letzten zehn Jahre auszuruhen und nicht mutig zu sein. Wenn die Auftragsbücher voll sind und keine Fachleute aus dem digitalen Bereich angestellt sind, wird sich zu oft rein auf das Kerngeschäft fokussiert.

Nicht umsonst sage ich öfter: „Digitize or die.“ Also ziemlich martialisch: Digitalisiert euch oder ihr werdet nicht mehr lang von Bedeutung sein. Jeder muss durch die digitale Transformation gehen, sowohl intern als auch extern. Die Kundenschnittstellen müssen analysiert werden und das Ökosystem im Blick gehalten werden. Wer das alles nicht tut oder vernachlässigt, hat eine hohe Sterbewahrscheinlichkeit.

Sie möchten mehr über Philipp Depiereux und etventure erfahren?

Weitere Informationen finden Sie unter www.etventure.de

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