Home » KMU- Digitize or die! » So gewinnen Unternehmen den „War-for-Talents“
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Im Interview spricht die HR-Expertin Matilda von Gierke über den Fachkräftemangel in Deutschland, über datengetriebene Personalsuche und die Rolle der HR in einer digitalisierten Welt.

Zum Hintergrund

Matilda von Gierke ist Gründerin und Geschäftsführerin. In ihrem „vorherigen Leben” war sie im HR-Advisory und traditionellen Headhunting tätig. Heute hat ihre 2015 gegründete digitale Beratung mehr als 20 Mitarbeiter. Diese zählt bereits über ein Drittel aller DAX-Konzerne, mehr als 200 mittelständische Unternehmen, sowie zahlreiche Marktführer aus ganz Europa zu ihrem Kundenstamm.

Als Expertin für HR-Trends, digitale Transformation und datengetriebenes Recruiting beschäftigt Sie der Fachkräftemangel sicherlich täglich. Wie sehen Sie die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland?

Der Fachkräftemangel wird durch den demographischen Wandel, die zunehmende Akademisierung und eine fortschreitende Urbanisierung im nicht-akademischen Sektor verstärkt – vor allem in ländlichen Regionen. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Experten in neuen Berufsfeldern schneller, als Universitäten und die Wirtschaft in Deutschland qualifizierte Fachkräfte für die neuen Berufsbilder hervorbringen. Der „War-for-Talents“ nimmt zunehmend Einfluss auf die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Deutschland.

Das klingt nicht nach einem Problem, das kurzfristig gelöst werden kann. Wie können Unternehmen dem Fachkräftemangel bereits heute begegnen?

Vielen Unternehmen ist noch immer nicht klar, was es für ihre Personalsuche bedeutet, sich auf einem kandidatenzentrierten Markt zu bewegen. Kandidaten werden häufig durch komplexe Bewerbungsverfahren geschleust, warten oft wochenlang auf Rückmeldungen und erhalten als Antworten meist nur offensichtliche Mailvorlagen. Dabei müssen sich Unternehmen heute möglichst individuell beim Kandidaten bewerben und nicht andersherum.

In unserer aktuellen HR-Digital-Studie haben wir das Verhalten von mehr als 150.000 Fach- und Führungskräften auf digitalen Inseraten ausgewertet und dabei messen können, dass 69% aller Besucher auf digitalen Inseraten lediglich ihren Marktwert testen und ihre Eignung überprüfen möchten. Bei diesen potentiell geeigneten Kandidaten besteht gar kein ernsthaftes Interesse an der Position. Unternehmen müssen deshalb vor allem Methoden zur Ansprache und Überzeugung latent suchender Personen etablieren.

Wer heute Personal sucht, sollte sich auf die Ansprache von Personen fokussieren, die aktuell gar nicht aktiv auf der Jobsuche sind. Dabei muss durch eine individuelle Kandidatenbetreuung, sowie positive Erfahrungen entlang des Bewerbungsprozesses überzeugt werden. Eine zeitgemäße Personalsuche ist außerdem für mobile Endgeräte optimiert und ermöglicht eine Bewerbung in wenigen Sekunden.

Im ersten Schritt sollte sich jeder Personaler einmal mit dem eigenen Smartphone auf eine Ausschreibung seines Unternehmens bewerben, um die Erfahrung der eigenen Bewerber nachvollziehen zu können. Ein Perspektivwechsel muss her.  

Neue Technologien können bei der Überzeugung dieser passiv Suchenden sicherlich unterstützen. Welche Zukunftstrends erkennen Sie im Recruiting?

Es gibt noch immer keinen Königsweg im Recruiting. Unternehmen sollten deshalb alle verfügbaren Kanäle zur Ansprache nutzen und offen für innovative Recruiting-Alternativen sein. Bei der Analyse der Ergebnisse sollte sich das Personalwesen unbedingt vom Marketing inspirieren lassen, denn neue Technologien ermöglichen eine datenbasierte Auswertung der Recruiting-Erfolge.

Viele (Teil-) Aufgaben der traditionellen Personalarbeit werden automatisiert, wodurch sich die zukünftige Rolle der HR verändern wird, denn eine erfolgreiche HR durchbricht das Silo-Denken zwischen IT, Marketing und HR und arbeitet agil, digital und performance-basiert.

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