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Startup your business!

„Wenn die das kann, kann ich das auch!“

Foto: Mooshny via Shutterstock

Julia Bösch, Gründerin von Outfittery, im Gespräch über Startups und Frauen.

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Julia Bösch

Gründerin & Geschäftsführerin von Outfittery

Vor 7 Jahren haben Sie Ihr eigenes Unternehmen gegründet. Wie kam es dazu?

Als meine Mitgründerin Anna Alex und ich uns damals kennengelernt haben, wussten wir schnell, dass wir uns sehr gut vorstellen könnten, gemeinsam etwas zu gründen. Dann waren wir mit einem Freund von uns in New York, der sich vor Ort einen Personal Shopper gegönnt hat, was in Amerika für erfolgreiche Geschäftsmänner durchaus üblich ist. Er war so begeistert von dieser Shopping-Erfahrung, dass wir überlegt haben, wie wir das auch den europäischen Männern zur Verfügung stellen und dabei das ganze online übertragen können. So war die Idee für OUTFITTERY geboren.

Haben Sie Tipps für angehende Gründer ein Unternehmen groß zu machen? Sollte man zum Beispiel selbst eine gewisse Zeit in einem jungen Unternehmen arbeiten um einen guten Einblick zu bekommen?

In einem Start-up zu arbeiten, ist super, um erste Erfahrungen zu sammeln und sich ein Netzwerk aufzubauen, aber auch um ein Gefühl für die Geschwindigkeit eines jungen Unternehmens zu bekommen. Zudem ist es hilfreich, sich mit Leuten zu umgeben, die gründen – in einem Umfeld zu arbeiten, in dem Gründen „Normalität“ ist, kann einem helfen, die Angst vor dem Schritt in die Selbstständigkeit zu überwinden.

Sie haben Ihre damalige Arbeitskollegin Anna Alex mit ins Boot geholt, woher wussten Sie mit wem Sie den Sprung wagen wollen? Was ist besonders wichtig bei der Geschäftspartnerwahl?

Anna und ich haben uns sehr gut verstanden, waren auf einer Wellenlänge und hatten das gleiche Ziel: ein Unternehmen zu gründen und tollen Service für den Kunden anzubieten. Natürlich haben wir unsere Zusammenarbeit erstmal getestet und haben Wochenenden und Nachtschichten damit verbracht, Businesspläne zu diskutieren oder an Start-up-Wochenenden teilzunehmen.

Wenn man mit Freunden/ Kollegen ein Unternehmen gründet, was sind die Vorteile und Nachteile?

Der größte Vorteil ist sicherlich die Vertrauensbasis, die man sich als Freunde schon aufgebaut hat. Man vertritt zum Beispiel die gleichen Werte und hat gemeinsame Ziele. Außerdem bringt es viel mehr Spaß, die Gründungsachterbahn gemeinsam zu erleben und alle Aufs und Abs miteinander teilen zu können. Die Schwierigkeit ist die Gleiche wie in jeder Geschäftsbeziehung: Man muss lernen, zwischen der Beziehung als Freunde und die als Business-Partner unterscheiden zu können.

Was war Ihre größte Angst am Anfang des Gründungsprozesses?

Wir hatten ehrlicherweise keine, wir hatten nichts zu verlieren. Menschen schauen oft darauf, was das Risiko ist, etwas zu tun. Aber was ist das Risiko, es nicht zu tun? Das Risiko, sich später vorwerfen zu müssen es nicht versucht zu haben? Es gibt wenige 80-Jährige, die bereuen etwas versucht zu haben, aber viele, die bereuen sich nie getraut zu haben. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die Idee nicht funktioniert und man viel Zeit und Energie reingesteckt hat. Aber selbst dann hat man so viel gelernt und erlebt, dass es sich dennoch lohnt. 

Was denken Sie über das Thema Frauen in der Gründerszene? Hatten Sie jemals gegen Vorurteile zu kämpfen?

Wir mussten nicht gegen Vorurteile kämpfen, weil wir Frauen sind. Man fällt aber schon mehr auf als Männer. Deswegen brauchen wir viel mehr tolle Frauen, die sich trauen, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. Aktuell haben wir lediglich einen Anteil von 15 Prozent. Der einzige Weg, die Quote an Gründerinnen zu erhöhen, geht über Vorbilder. Nach dem Motto: „Wenn die das kann, kann ich das auch.“ Ich glaube, das funktioniert nur so.  

Welche Ratschläge können Sie explizit Frauen mitgeben, die noch ganz am Anfang der Gründung stehen?

Gerade in der Gründungsphase ist es wichtig, sich ein Netzwerk aufzubauen und seine Idee bekannt zu machen. Als Frau fällt man in der Gründer- und Businesswelt stärker auf und diesen Vorteil sollten Frauen für sich nutzen. In unserer Anfangsphase wollte jeder wissen, was die zwei Mädels aus Berlin da machen – auch die Investoren. Deshalb gibt Dir noch keiner Geld. Aber wenn Du diesen Vorschuss an Aufmerksamkeit nutzt, um dein Geschäftsmodell zu verkaufen, dann hast Du definitiv bessere Chancen.

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