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THE FUTURE OF WORK

Ein Einblick in die Arbeitswelt von morgen

Foto: Farina Deutschmann

Ein Gespräch mit Laura Bornmann, New Work & Leadership Ambassador und LinkedIn Top Voice „Job & Karriere“, über New Work, Digitalisierung und die Bedeutung von HR


Liebe Laura, was beinhaltet für dich New Work?

New Work ist mehr als nur Homeoffice und die Vier-Tage-Woche. Es geht darum, die Bedürfnisse und Potenziale der Menschen in den Fokus zu rücken, angepasst an die Herausforderungen der Globalisierung und Digitalisierung. Sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer profitieren von flexibleren Arbeitsweisen und verbesserten Rahmenbedingungen. Die Arbeitswelt entwickelt sich stetig weiter, nicht nur durch sichtbare Veränderungen wie Homeoffice, sondern auch durch eine flexiblere und sinnstiftendere Gestaltung der Arbeit. Dies erfordert ein neues Führungsverständnis und die Motivation von Mitarbeitern in einer anspruchsvolleren und kreativeren Arbeitswelt.

Als anerkannte Expertin in New Work und Leadership: Welche Schlüsselveränderungen in der Arbeitswelt hältst du für besonders wichtig und vielversprechend?

Die Digitalisierung, insbesondere durch künstliche Intelligenz (KI), verändert die Arbeitswelt rasant. Die Annahme, dass nur standardisierte Tätigkeiten von KI betroffen sind, ist widerlegt – auch sehr anspruchsvolle Berufe könnten in den nächsten fünf Jahren betroffen sein. Einige Studien prognostizieren, dass in diesem Zeitraum etwa 40% der heutigen Tätigkeiten wegfallen könnten. Dafür werden neue Aufgaben entstehen.

Auch die Flexibilität am Arbeitsplatz wird immer wichtiger. Unternehmen müssen individueller agieren, nicht nur für das Wohlbefinden der Mitarbeiter, sondern auch für bessere Arbeitsergebnisse. Vor allem die Vielfalt der Arbeitsmodelle abseits der Vier-Tage-Woche wird an Bedeutung gewinnen. In dieser sich schnell verändernden Arbeitswelt wird auch die psychische Gesundheit zu einer Herausforderung. Resilienzstrategien sind notwendig, um mit ständiger Erreichbarkeit und Arbeitsbelastung umzugehen. Die Digitalisierung verändert auch die erforderlichen Kompetenzen. Zwischenmenschliche Fähigkeiten wie Empathie werden in einer von KI geprägten Zukunft immer wichtiger.

Inwiefern beeinflusst die Generation Z diese Entwicklungen?

Die Einflüsse der Generation Z polarisieren die aktuelle Dynamik, ihre Forderungen betreffen grundlegende menschliche Bedürfnisse. Die Arbeitsmarktsituation begünstigt junge Arbeitnehmer, da wir uns in einem Arbeitnehmermarkt mit Fachkräftemangel befinden. Auf diesen demografischen Wandel muss angemessen reagiert werden. Die Generation Z setzt sich energisch für Veränderungen ein, die nicht nur sie, sondern alle betreffen. Im Kontext von New Work geht es um selbstbestimmtes Arbeiten, sinnstiftende Tätigkeiten und individuelle Potenziale, die generationsübergreifend relevant sind. Die Herausforderung in Deutschland besteht darin, motivierte Menschen für exzellente Arbeit zu gewinnen und gleichzeitig Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Gesundheit der Beschäftigten fördern.

Wie wird sich die Rolle von HR angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und Automatisierung in der Anpassung an die Bedürfnisse der zukünftigen Arbeitswelt verändern?

HR erlebt, wie andere Bereiche auch, die Automatisierung von Aufgaben durch KI. Obwohl KI standardisierte Routinetätigkeiten im HR-Bereich verbessern und beschleunigen kann, bleiben kreative Aspekte, die KI nicht abdecken kann, und natürlich die Kontrollfunktion, denn die menschliche Überprüfung bleibt unerlässlich. Dennoch ermöglicht diese zusätzliche Kapazität HR, insbesondere nach den Veränderungen durch die Pandemie, sich mehr auf Change-Management, Kultur, Rekrutierung und Arbeitgebermarketing zu konzentrieren. Bei der Integration von KI ist jedoch Vorsicht geboten, insbesondere in Bezug auf Diversität, da Studien zeigen, dass KI diskriminierende Tendenzen aufweisen kann. Daher ist eine sorgfältige Überwachung erforderlich.

Wie wird HR in einer zunehmend virtuellen Arbeitsumgebung die Mitarbeiterbindung und das Engagement fördern und aufrechterhalten?

Motivation in Zeiten des Wandels hängt meines Erachtens von einer entscheidenden Zukunftskompetenz ab: der Veränderungsbereitschaft. Führung spielt dabei eine entscheidende Rolle, insbesondere bei der Schaffung psychologischer Sicherheit, um offen über Sorgen und Ängste sprechen zu können. Es gilt, eine menschlichere Arbeitswelt zu fördern, in der viel über persönliche Bedürfnisse gesprochen werden kann. Dies schafft Vertrauen und damit Optimismus für die Zukunft. Unsicherheit und Angst vor Veränderungen können durch die Schaffung von psychologischer Sicherheit dazu führen, dass Veränderungen als wichtige Chance gesehen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Aufklärung und die Schaffung von Verständnis für neue Technologien. Aufklärung durch Brückenbauer und Experten, die komplexe Technologien verständlich erklären, ist entscheidend, denn Verständnis reduziert Unsicherheit.

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