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THE FUTURE OF WORK

Future of Work: Ein neues Mindset entsteht nicht automatisch.

Foto: Andreas Schebesta

Es geht darum, Beschäftigte in ihrer Arbeit zu unterstützen, sie zu entlasten und somit auch einen Beitrag zur Sicherung von Fachkräften zu leisten.

Oliver Suchy, DGB-Bundesvorstand – Abteilungsleiter Grundsatz und Gute Arbeit

Ohne Zweifel ist die Digitalisierung eine Antwort auf neue Knappheiten: Klimawende und Produktivität, Demografie und die Fachkräftefrage. Gleichwohl fehlt es oft noch immer an einer entschlossenen Umsetzung. In der Arbeitswelt werden Potenziale verschenkt – vielleicht auch deshalb, weil sich die Diskussion um Chancen und Risiken in einer Dauerschleife verfangen hat. Wir erleben es aktuell wieder bei KI und ChatGPT: Während Technologien neue Sprünge machen, drehen sich die Debatten darüber im Kreis. Das muss sich dringend ändern.

Es braucht also ein neues Mindset. Doch dies entsteht nicht automatisch. Bei der Frage, wie wir Technologien einsetzen, geht es meist um Optimierung. Entscheidend dabei ist die Form: Als kurzfristige Gewinnoptimierung mit Druck und Rotstift, um auch Beschäftigte betriebswirtschaftlich zu ‚optimieren‘ – sicher keine gute Idee. Denn Millionen Beschäftigte arbeiten schon heute am Limit, das Stresslevel ist hoch, die psychischen Belastungen sind seit Jahren auf Rekordniveau. Die Arbeitsgesellschaft steht unter großem Druck. Mehr „Bock auf Arbeit“ – wie es Arbeitgeberverbände aktuell fordern – lässt sich sicher nicht erreichen, indem einfach immer noch mehr und noch länger gearbeitet werden soll. Dafür braucht es andere Wege: Wir müssen wieder besser werden.

Wir sollten digitale Optimierung als Chance nutzen, Arbeit nachhaltiger zu gestalten.Es geht darum, Beschäftigte in ihrer Arbeit zu unterstützen, sie zu entlasten, somit auch einen Beitrag zur Sicherung von Fachkräften zu leisten. Und dies ist bitter nötig. Schließlich wird die demografische Entwicklung dazu führen, dass uns in den nächsten Jahren Millionen Fachkräfte fehlen werden. Es geht also nicht um ein ‚nice to have‘, sondern ums große Ganze. Viele Betriebe und Verwaltungen haben das verstanden – und antworten mit KI-basierten Lösungen, um nachhaltig produktiver zu werden und Lücken zu schließen. Der Clou: Das gelingt nur auf Augenhöhe mit den Beschäftigten und Betriebs- oder Personalräten: Ziele abstecken, Sollbruchstellen lösen und beim Implementieren neuer Arbeitsprozesse gemeinsam am Ball bleiben – notfalls korrigieren, also Mut zur Fehlerkultur. Der Ansatz: Offenheit und „lernende Vereinbarungen“. So können sich neue Spielräume eröffnen, zum Beispiel auch für eine 4 Tage-Woche. Damit werden Arbeitsplätze auch attraktiver für die Millionen der „stillen Reserve“ – Menschen also, vor allem Frauen, die gerne arbeiten würden, aber dafür bessere Bedingungen brauchen. Das sehen wir aktuell in der Pflege: 300.000 Pflegekräfte würden ihren Beruf gerne wieder ausüben – wenn die Voraussetzungen dafür stimmen.

Es gibt gute Beispiele für solche Digitalisierungsstrategien, das zeigt zum Beispiel die Initiative ‚Human Friendly Automation‘. Wichtig ist, dass dies keine Leuchttürme bleiben, sondern der Fortschritt die Breite erreicht – also den ‚German Mittelstand‘. Das hilft dann auch gegen Fachkräftemangel.

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