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Empathische Führung und Diversität:
Ein Interview mit Lunia Hara 

FOTO: LUNIA HARA VON BRYAN HAMMERSCHMIDT

Du verstehst dich als empathische Führungskraft. Was unterscheidet dich von einer „konservativen“ Führungskraft? War es schwer sich von den vorherrschenden Ideen darüber, wie eine Führungskraft zu sein hat, zu lösen?

Der wichtigste Unterschied ist, dass der Mitarbeitende mit seinen Zielen und Bedürfnissen im Mittelpunkt steht

Potenziale erkennen und Mitarbeitende dabei unterstützen, sich zu entfalten und zu entwickeln. Ist der einzelne erfolgreich, zahlt das auch auf das Unternehmen ein.

Das schwierigste war, sich von den gelernten Vorstellungen, wie eine Führungskraft zu sein hat, zu lösen. Und die Angst als inkompetent wahrgenommen zu werden. Es hat Mut gebraucht, mich davon freizumachen.

Was kann empathische Führung positiv für die Mitarbeitenden und das Unternehmen bewirken?

Die psychologische Sicherheit steigt und damit auch Kreativität und Innovation, weil Mitarbeitenden vertraut und mit Fehlern offen umgegangen wird. Der Einzelne fühlt sich gesehen und unterstützt. Das steigert die Motivation sowie die Bindung an Führungskraft und Unternehmen. Empathische Führung wirkt nicht nur auf die Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden, sondern auf das gesamte Unternehmen.

Was sind Eigenschaften, die neben Empathie noch für eine gute Führungskraft wichtig sind?

Neugierde: nie aufhören zu lernen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Aber auch gut zuhören, um andere zu verstehen. Mut, sich für sich selbst, seine Werte und für andere einzustehen. Analytisch, dazu gehört für mich auch sich Zeit zu nehmen und bewusst über sich selbst zu reflektieren.

Viele Unternehmen möchten mehr Diversität repräsentieren, aber haben Probleme bei der Umsetzung im Alltag. Wie kann empathische Führung dabei helfen?

Alle sollten wertgeschätzt, unterstützt und befähigt werden, sich weiterzuentwickeln und bessere Arbeit zu leisten. Das ist nur möglich, wenn ich aktiv auf Mitarbeitende zugehe, um ihre Herausforderungen und Bedürfnisse zu erfahren. Empathische Führung hat das Ziel, das Leid anderer zu verhindern oder zumindest zu mindern. Aus dieser Perspektive betrachte ich die Herausforderungen des Einzelnen, aber auch Strukturen und Prozesse.

Inwiefern profitiert ein Unternehmen von einer vielfältigen Belegschaft?

Diversität richtig umgesetzt steigert die Leistung eines Unternehmens deutlich und es werden bessere Lösungen erzielt. Was aus meiner Sicht vernachlässigt wird, ist die Auswirkung von Vielfalt auf die Haltung.

Fördere ich Diversität im Unternehmen, bringe ich Mitarbeitenden bei, sich anders mit sich selbst und anderen auseinanderzusetzen

Diskussionen nehmen zu, aber damit auch die Offenheit gegenüber neuem, weil alle lernen. Diese Offenheit zahlt sich auf andere künftige Herausforderungen positiv aus.

Neben empathischer Führung sprichst du auch viel zum Thema Kulturwandel. Was ist Kulturwandel und warum brauchen Organisationen ihn?

Kulturwandel beschreibt die Veränderung der Kultur einer Organisation. Ich gehe dabei nicht nur auf die Frage ein, wie wir arbeiten, sondern auch wie unsere Denkweise und Einstellung sich verändert oder verändern muss. Dafür sind Digitalisierung und Diversität ein gutes Beispiel. Diese Themen scheitern nicht an Budget oder mangelndem Wissen. Projekte scheitern, weil einige Akteure nicht die Bereitschaft und Fähigkeit mitbringen, sich persönlich weiterzuentwickeln und z. B. alte Gewohnheiten abzulegen.

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