Home » Business Kommunikation » Digitalisierung: Flexible Arbeit hat zwei Gesichter
Business Kommunikation

Digitalisierung: Flexible Arbeit hat zwei Gesichter

Durch die Digitalisierung lässt sich Arbeit von Zeit und Raum entkoppeln, denn mit Laptop oder Smartphone sind Arbeit und Beschäftigte jederzeit und überall verfügbar. Dadurch verbreitet sich die orts- und zeitflexible Arbeit zunehmend. Häufig lassen sich Arbeit und Privatleben so besser vereinbaren. Allerdings kann diese Flexibilität auch die Beschäftigten belasten. Deshalb spielt die konkrete Gestaltung der Schnittstelle von Arbeit und Privatleben eine zentrale Rolle.

In Deutschland ist Telearbeit oder Homeoffice nicht so üblich wie in anderen Ländern. Nur etwa jeder achte Beschäftigte arbeitet (auch) von zu Hause aus – auch, da Tätigkeit und Arbeitgeber dies nicht immer zulassen. Deutlich mehr Arbeitnehmer möchten jedoch solch ein Angebot nutzen. Schließlich können sie damit Privatleben und Arbeit besser koordinieren.

Zudem entfallen der Zeitaufwand für das Pendeln sowie die dadurch entstehenden Belastungen. Allerdings kann sich eine seltene Präsenz am Arbeitsplatz auch negativ auf die Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten auswirken, denn soziale Unterstützung ist wichtig, um psychische Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten. Wenn ein Arbeitnehmer von zu Hause aus arbeitet, hat der Vorgesetzte weniger Möglichkeiten, die Abläufe zu kontrollieren.

Insgesamt trägt orts- und zeitflexibles Arbeiten dazu bei, dass sich die Grenzen zwischen Lebensbereichen zunehmend auflösen.

Dies kann einerseits die Eigenständigkeit und Selbstverwirklichung des Beschäftigten fördern, andererseits aber auch zu Selbstgefährdung führen, beispielsweise weil Beschäftigte denken, dass sie im Homeoffice besonders viel leisten müssen. In der Folge berichten Telearbeiter häufig über freiwillige Überstunden, Verzicht auf Pausen und ständige Erreichbarkeit.

Ständige Verfügbarkeit über Smartphone und andere Kommunikationsmittel führt auch dazu, dass mehr als jeder fünfte Beschäftigte meint, im Privatleben für dienstliche Angelegenheiten erreichbar sein zu müssen. Tatsächlich werden laut BAuA-Arbeitszeitreport Deutschland 2016 zwölf Prozent der abhängig Beschäftigten häufig im Privatleben aus arbeitsbezogenen Gründen kontaktiert.

Manche Beschäftigte bewerten die Möglichkeit der ständigen Erreichbarkeit positiv, da sie dadurch schnell und flexibel reagieren können. Allerdings kann das „Immer-und-überall-erreichbar-Sein“ auch dazu führen, dass die Betroffenen in der Freizeit schlechter abschalten können. Damit verringert sich die notwendige Erholung zwischen den Arbeitstagen. Ebenso kann die Work-Life-Balance beeinträchtigt werden.

Insgesamt trägt orts- und zeitflexibles Arbeiten dazu bei, dass sich die Grenzen zwischen Lebensbereichen zunehmend auflösen. Zwar ermöglicht die Vermischung der Lebensbereiche, flexibel auf verschiedene Anforderungen zu reagieren, sie kann aber auch mit erhöhtem Stresserleben einhergehen.

Hingegen kann eine klare Trennung von Lebensbereichen Wohlbefinden und Work-Life-Balance fördern. Daher ist es wichtig, Strategien zur Grenzziehung zu entwickeln und die Kompetenzen von Erwerbstätigen zur Selbststeuerung zu stärken. Dabei sollten sowohl die unterschiedlichen individuellen Wünsche der Beschäftigten als auch die jeweiligen Bedingungen und Möglichkeiten des organisationalen Umfelds berücksichtigt werden.

Nächster Artikel