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Bürokratieabbau für blinde Menschen

Ist es für blinde Menschen schwer, einen Job zu finden?

Dass die Jobchancen blinder Menschen vergleichsweise katastrophal schlecht sind, ist offenkundig. Zwar gibt es keine offiziellen Statistiken, aus der Beratung der Selbsthilfevereine lassen sich aber Daten ableiten. Danach haben bis zu 75 oder 80 Prozent, sicher aber mindestens etwa 60 Prozent aller blinden Menschen im erwerbsfähigen Alter keinen Job.

Blinde Führungskräfte gibt es äußerst selten.

Dies gilt auch für gut ausgebildete Menschen, Akademiker, teils mit Promotion. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Der Hauptgrund ist Gedankenlosigkeit und Unwissenheit bei den potenziellen Arbeitgebern: Kann der blinde Bewerber das Geforderte wirklich leisten? Wie “betreuungsbedürftig” ist er? Unausgesprochene Ängste zu sicherem und gepflegtem Auftreten und vieles mehr mögen dazukommen.

Vor allem aber hält sich hartnäckig die Mär von der Unkündbarkeit von Menschen mit Behinderung. Dabei ist die Hürde nicht höher als bei zu kündigenden Arbeitnehmern ohne Behinderung: Lediglich das Integrationsamt wird zusätzlich eingeschaltet, schaut sich den Fall an – und wird, wenn alles gut begründet ist, immer zustimmen.

Welche Hindernisse für eine adäquate Jobfindung gibt es?

Die Hindernisse für eine adäquate Jobfindung liegen somit meist nicht in erster Linie aufseiten der Bewerber, obzwar auch sie gefordert sind, Qualifikationen und die gesamte Persönlichkeit stets “in Form” zu halten, möglichst selbstständig und mobil zu sein.

Blinde Menschen in Führungspositionen – unmöglich?

Blinde Führungskräfte gibt es äußerst selten, und wenn, dann meist lediglich in Selbsthilfevereinen (haupt- oder oft genug nur ehrenamtlich). Dabei haben gerade blinde Menschen oft gelernt, aufgrund von Assistenzbedarf in bestimmten Bereichen der Lebensführung sich selbst gut zu organisieren, strukturiert zu denken, Aufgabenbereiche gekonnt zu analysieren und zu vernetzen sowie Menschen, die sie unterstützen, gezielt anzuleiten – mithin lauter ausgesprochene Führungsqualitäten.

Was würden Sie sich für blinde Menschen auf dem Arbeitsmarkt wünschen?

Der wichtigste Wunsch im rechtlichen Bereich ist Bürokratieabbau. Wer spezielle Geräte oder Software am Arbeitsplatz braucht, benötigt sie nicht erst ein halbes Jahr nach Jobantritt, weil sich mal wieder Kostenträger streiten, sondern möglichst gleich zu Beginn. Ansonsten wünsche ich mir vor allem, dass sich die oben geschilderte oft falsche Grundeinstellung ändert.

Blinde Kollegen bringen durch Ihre Wahrnehmung neue Aspekte ein.

Nicht sehen zu können, ist eine Einschränkung, aber man darf uns ruhig etwas zutrauen und auch zumuten, einen Behindertenbonus wollen wir ja gar nicht, sondern die meisten auch in unserer Personengruppe wollen etwas leisten dürfen.

Wie können Unternehmen von blinden Mitarbeitern profitieren?

Arbeitgeber profitieren in aller Regel von hoch motivierten, gut ausgebildeten und an persönlicher Weiterentwicklung interessierten blinden Mitarbeitern. Blinde Kollegen bringen durch die Wahrnehmung von Arbeitsabläufen mit ihren meist besonders gut geschulten anderen Sinnen neue Aspekte ein.

Sie haben eventuell da oder dort mehr Kommunikationsbedarf im Arbeitsprozess als sehende und können damit sogar zum Teambuilding entscheidend beitragen. Das Wichtigste aber ist, dass sie einfach ganz normal sind – keine Superhelden und keine bedauernswerten Leidenden, sondern Menschen, die auf einen hohen Grad an Teilhabe sicher mit einem hohen Grad an Engagement antworten.

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