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Diversity Management

Manchmal hilft nur noch Schnick-Schnack-Schnuck

Wann haben Sie Ihre Leidenschaft für Technik entdeckt?

Ich habe mich schon immer für Technik begeistern können. Doch erst als ich acht Jahre alt war, begann ich, das richtig auszuleben.

Wie kam es dazu?

Der heutige Mann meiner Mutter, der Ingenieur ist, zog bei uns ein. Meine Mama wusste zwar auch, wie eine Bohrmaschine funktioniert, hat mir aber nie genau die Technik dahinter erklärt. Er schon. Dadurch wuchs mein Interesse für technische Zusammenhänge immer weiter. Doch das Erklären war lange nicht alles.

Er hat mir zum Beispiel auch beigebracht, wie man lötet und Platinen bestückt. Sein Interesse galt auch unseren Autos, und als wir dann anfingen, am Wochenende gemeinsam daran zu basteln, faszinierten diese auch mich. Wir haben beheizbare Spiegel nachgerüstet, Zusatzkabel für Nebelscheinwerfer montiert und vieles mehr.

Wie kam das in Ihrem Freundeskreis an?

Damit hatte nie einer ein Problem. Ich hatte aber auch nur wenige Freundinnen und weitaus mehr Jungs im Freundeskreis – mit denen habe ich dann an deren Mopeds herumgeschraubt. Zu Weihnachten habe ich Bücher über Technik bekommen oder Lego-Technik-Autos, so richtig mit Getriebe und Motor mit drehenden Kolben. Das wurde dann eben immer mehr zu meiner Welt.

Sind Sie Vorurteilen begegnet?

Nein, ich hatte Glück. Weder in meiner Familie noch in meinem Freundeskreis gab es jemals Probleme. Neben der Leidenschaft für Technik habe ich aber auch immer meine weibliche Seite ausgelebt, mich gern geschminkt, mich am Wochenende für die Disco aufgebrezelt und Gefallen an schönen Kleidern und Klamotten gefunden. Auch heute liebe ich Schuhe, die klackern – das macht für mich auch Weiblichkeit aus. Tiefe Dekolletés und zu kurze Röcke lasse ich aber im Schrank, wenn es zur Arbeit geht.

Warum?

Meine Kollegen sollen mir ja nicht in den Ausschnitt fallen (lacht). Ich möchte sie schließlich mit meinem Fachwissen von mir überzeugen. Weiblichkeit kann man auch anders zum Ausdruck bringen. Mit dezenter Schminke und langen Haaren beispielsweise – auch wenn ich schon einmal eine Fünf-Millimeter-Frisur hatte.

Wie kam es dazu?

Eine Wette. In der 12. Klasse habe ich mit einem Kumpel gewettet. Der sagte, dass ich mir niemals die Haare abrasieren würde. Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und habe es einfach getan. Schade daran war nur, dass mich, als ich eineinhalb Jahre später mit meinem Studium begonnen habe, meine Kommilitonen – übrigens ausschließlich Männer – aufgrund dessen anfangs sofort in eine gewisse Schublade gesteckt haben.

In welche?

Typ Mannsweib. Doch das hat sich relativ schnell gegeben, als sie mich besser kennengelernt haben und bemerkten, dass hinter den fünf Millimetern eine Frau durch und durch steckt. Zudem konnte ich sie schnell von meinem Können überzeugen und habe einigen von ihnen später sogar Nachhilfe gegeben. Ablehnung, weil ich eine Frau in einer Männerdomäne bin, habe ich nie erfahren.

Bitte erzählen Sie uns kurz Ihren Werdegang.

Ich wollte unbedingt studieren, um später Autos entwickeln zu können. Also habe ich den deutsch-französischen Doppeldiplomstudiengang „Fahrzeugtechnologie“ an der Hochschule Karlsruhe in Kooperation mit der ENSMM Besançon (TU für Mechanik und Mikrotechnik) absolviert, mit den Abschlüssen „Diplom-Ingenieurin (FH)“, „Diplôme d’ingénieur ENSMM“ mit der Vertiefungsrichtung Werkstoffe sowie einem „Master of Research“. Nach dem Studium habe ich direkt bei MAHLE, einem weltweit führenden Automobilzulieferer aus Stuttgart als Trainee angefangen. Mein Ziel ab Tag eins war der Motorenversuch, wo ich heute noch arbeite. Dieses Jahr feiere ich mein Zehnjähriges im Unternehmen.

Als Sie bei MAHLE angefangen haben, waren Sie die einzige Ingenieurin in einem gesamten Team von rund 90 Männern im Motorenversuch. Wie war das für Sie?

Ich war sogar die erste technische Frau, die jemals in dem Bereich gearbeitet hat. Ich wurde aber zum Glück mit offenen Armen empfangen. Ich hatte nie Probleme mit meinen Kollegen. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich kein Problem damit habe, mit anzupacken. Ich mache mir gern auch mal die Hände schmutzig, baue auch schon mal einen Motor mit einem Mechaniker auf und packe eben einfach mit an, wo meine Hilfe gebraucht wird.

Sie haben zwei Kinder. Wie bekommen Sie Beruf und Familienleben unter einen Hut?

Zeitmanagement macht viel aus. Wir bekommen das alles ganz gut hin, weil wir als Familie alle Termine koordinieren und uns gegenseitig unterstützen. Und wenn es bei meinem Mann und mir mal Terminüberschneidungen gibt, spielen wir Schnick-Schnack-Schnuck (lacht).

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