Viele Frauen konzentrieren sich auf die Dinge, die ihnen vermeintlich fehlen. Sie wollen immer „noch besser“ werden – obwohl sie vielleicht schon lange „gut genug“ sind. Meine Erfahrung ist: die Bedeutung von weichen Faktoren nimmt in den Führungsetagen zu. Fachkenntnis bleibt sehr wichtig, spielt im Vergleich aber eine untergeordnete Rolle. Führungskräfte in der Gastronomie müssen vor allem gute Netzwerker sein. Das setzt Empathie sowie soziale und kommunikative Kompetenz voraus. Vor allem Frauen bringen diese Eigenschaften bereits mit. Die Hotellerie bietet daher insbesondere für Frauen große Entfaltungsmöglichkeiten.
Wer es an die Spitze schaffen will, muss vor allem ein guter Netzwerker sein
Mein eigener Karriereweg verlief eher ungewöhnlich: weder Ausbildung zur Hotelfachfrau noch Tourismusstudium – aber 1991 jüngste Hoteldirektorin Berlins. Dass meine Karriere nicht geradlinig verlief, war jedoch nie ein Hindernis. Im Gegenteil, vielmehr war es ein Ansporn, der mich zu Höchstleistungen antrieb und mich Tag für Tag aufs Neue motivierte. Außerdem hatte ich bereits alles, was es für gute Führung braucht: ein feines Gespür für Menschen, einen Blick für ihre Bedürfnisse und Talente. Ich wusste um die Bedeutung von integrierten und vielfältigen Teams, von Kommunikation und Dialog. Dieser Instinkt leitete mich, ich vertraute auf dieses Gefühl.
Chancen ergreifen, wenn sie sich bieten
Von der Natur wurden wir mit Schlüsselkompetenzen für erfolgreiche Führung demnach reich beschenkt. Nun muss frau diese Potenziale auch ausschöpfen – und Chancen wahrnehmen, wenn sie sich ergeben. Das braucht Mut, denn es bedeutet auch, die Komfortzone zu verlassen. Und natürlich helfen Ausdauer, Einsatz, Ehrgeiz und eine Portion Unnachgiebigkeit auf dem weiteren Weg. Die Anforderungen richten sich nicht nach dem Geschlecht, sondern, auch in Zeiten der gesetzlichen Frauenquote, nach Leistung und Qualität.
Dazu gehört auch, unliebsame Entscheidungen zu treffen. Frauen tun sich damit häufig noch schwer. Wir müssen es aushalten, Fehler zu machen, für diese einzustehen und sie als Teil der Entwicklung wertzuschätzen. Manchmal braucht es einfach Mut! Damit fungieren wir als Vorbild für Mitarbeiter, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes.
Der eigene Führungsstil ist ein gesunder Wegweiser
Frauen sollten eine gesunde Haltung zu ihrem eignen Führungsstil finden. Ohne Authentizität keine Vertrauensgrundlage zu Mitarbeitern und Gästen – und ohne Vertrauen kein erfolgreiches Wirken. Ein weiterer Erfolgsfaktor beim Weg an die Spitze in der Hotellerie ist schlicht und einfach Selbstbewusstsein. Vielen Frauen liegt es nicht, laut für sich zu trommeln, ihre Leistungen, Talente, Ideen und Haltungen sichtbar zu machen – aber warum eigentlich nicht?
Auch übertriebener Perfektionismus kann sich zu einem Hemmnis entwickeln. In der Gastronomie dreht sich das Arbeitsleben häufig schneller als in anderen Branchen. Blitzschnelle Reaktionen sind genauso gefragt, wie Improvisationstalent. Neben der Liebe zum Detail zählt die Liebe zum Chaos – und der kluge, kreative Umgang mit dem Unvorhergesehenen. Wer einen klaren Kopf bewahrt und auch im allergrößten Stress ein Lächeln für den Gast findet, ist für die Gastronomie gemacht.