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Was sind eigentlich Alternative Investments?

Foto: leolintang via Shutterstock

Alternative Investments (AI) sind innovative Anlagestrategien und -konzepte, die der besseren Diversifizierung und Optimierung der Rendite-Risiko-Struktur des Portfolios dienen. Sie erfreuen sich insbesondere bei institutionellen Investoren wie Versicherungen, Pensionskassen/-fonds oder Versorgungswerken, aber auch vermögenden Privatpersonen zunehmender Beliebtheit. Der Begriff wird oft mit Hedgefonds und Private Equity verbunden, dabei erstreckt sich das Feld der AI auf eine Vielzahl unterschiedlicher Assetklassen beziehungsweise Strategien, wie zum Beispiel auch Private Debt, Infrastruktur oder Rohstoffe. Da keine allgemeingültige Definition existiert, findet man diverse Auslegungen. Der BAI versteht unter AI insbesondere die Investition in nicht traditionelle Anlageklassen (also außerhalb von Aktien und Anleihen) oder die Investition in diese Anlageklassen unter Zuhilfenahme komplexer, nicht traditioneller Strategien. 

Frank Dornseifer

Geschäftsführer beim Bundesverband Alternative Investments e. V.

Eine trennscharfe Einteilung der einzelnen Klassen ist häufig schwierig. Hedgefonds beispielsweise können nach Anlageklassen und -strategien kategorisiert werden (Fixed Income, Equity etc.), ihr gemeinsamer Nenner aber ist häufig auch die Art und Weise oder der Zeitpunkt der Investition (Event Driven, Tactical, etc.). Was die Anlageklassen und -strategien eint, ist die Tatsache, dass sie bei entsprechender Portfolioallokation zu einer deutlichen Verbesserung der Rendite/Risiko-Relation beitragen. Über den Diversifikationseffekt hinaus gibt es noch weitere Merkmale, die Alternative Investments auszeichnen:

  • überdurchschnittliches Renditepotenzial,
  • ggf. geringere Liquidität,
  • ggf. geringere Transparenz,
  • Einsatz von Hebeln, Derivaten oder Leerverkäufen,
  • Renditen häufig nicht normalverteilt,
  • komplexe Performance- und Risikomessung.

Bei Strategien aus dem Bereich Hedgefonds steht zum Beispiel. häufig ein asymmetrisches Risikoprofil im Vordergrund, bei dem die Anleger Marktverlusten nicht proportional ausgesetzt sind (Absicherungsfunktion). Strategien oder Konzepte, die über ein langfristiges Investieren in nicht börsengehandelte Anlagegegenstände Stabilität ins Portfolio bringen, können zudem einen signifikanten Wertbeitrag zur Effizienzsteigerung oder Sanierung von Unternehmen (Private Equity) wie auch zur Energiewende oder zu nachhaltiger Versorgung (zum Beispiel Infrastruktur) leisten. Regelmäßig werden Anlagen in Grundstücke, landwirtschaftliche Nutzflächen, Immobilien, Sachwerte wie Flugzeuge und Schiffe oder Rohstoffe dem Bereich AI zugerechnet. Typisch für AI ist auch die Vielfalt der Strukturierungs- und Zugangsmöglichkeiten: Neben direkten und indirekten Anlagen (zum Beispiel über Fonds oder Derivate) kann zwischen Eigenkapitalanlagen auf der einen Seite und Fremdkapitalanlagen (zum Beispiel Darlehen oder Anleihen) auf der anderen Seite gewählt werden. Die Bereitstellung von Krediten durch Nicht-Banken (also zum Beispiel durch Kreditfonds), ohne die Einschaltung des Kapitalmarktes, wird neudeutsch auch als Private Debt bezeichnet.

Die Finanzkrise und das seitdem vorherrschende Marktumfeld haben aufgezeigt, dass eine naive Portfolio-diversifizierung über Aktien und Anleihen, die sich zudem lediglich auf das Kaufen, Halten und spätere Verkaufen (Buy-and-Hold-Strategie) beschränkt, nicht immer zielführend ist.

Warum ist der Einsatz Alternativer Investments sinnvoll?

Die Finanzkrise und das seitdem vorherrschende Marktumfeld haben aufgezeigt, dass eine naive Portfoliodiversifizierung über Aktien und Anleihen, die sich zudem lediglich auf das Kaufen, Halten und spätere Verkaufen (Buy-and-Hold-Strategie) beschränkt, nicht immer zielführend ist. Hinzu kommt das nun bereits seit mehreren Jahren andauernde Niedrigzinsumfeld, das die Renditen der Portfolios erheblich belastet. Institutionelle Investoren wie Versicherungen und Versorgungswerke haben so zunehmend Probleme, ihren Verpflichtungen in Form von Garantie- beziehungsweise
Basiszinssätzen der Höhe nach nachzukommen. Um dem zu begegnen, bieten sich aus dem Anlageuniversum der Alternativen Investments diverse Strategien an.

Durch die stärkere Verflechtung der internationalen Finanzmärkte miteinander steigen die Korrelationen zueinander, wodurch eine geografische Diversifikation über verschiedene Märkte – und zum Teil auch über verschiedene Anlageklassen – nicht mehr den gewünschten risikomindernden Effekt bringt. Die Korrelation ist eine Größe, die den statistischen Zusammenhang zwischen zwei Zeitreihen (zum Beispiel Renditen) aufzeigt. In der Portfoliobildung lassen sich durch die Kombination schwach korrelierter Anlagen Diversifikationseffekte erzielen. Das Gesamtrisiko eines Portfolios ist geringer, wenn seine Bestandteile lediglich schwach miteinander korrelieren. Folglich bedarf es bei der Portfoliozusammensetzung der Auswahl von Assets, bei denen ein solcher Gleichlauf nicht, beziehungsweise nur eingeschränkt auftritt. Gerade zu diesem Zweck werden Alternative Investments in der modernen Portfolioallokation eingesetzt.

Die Bedeutung von AI wird weiter zunehmen: Hedgefonds, Private Equity oder Infrastruktur werden vermehrt fester Bestandteil der Portfoliostrukturierung sein. So wie Investitionen in Emerging Markets oder der Einsatz von Derivaten (beispielsweise zu Absicherungszwecken) vormals einem engeren Investorenkreis zugeordnet werden konnten, werden vermehrt auch traditionelle Manager Alternative Investments einsetzen. Dies ist zum einen dem makroökonomischen Umfeld geschuldet, entspricht aber auch einem sich verändernden Umgang mit und der aktiven Steuerung von Risiken, die mit dem aufgebauten Know-how besser gemanagt werden können.

INFORMATION

Weitere Informationen zur Arbeit des Bundesverbandes Alternative Investments e. V. finden Sie unter www.bvai.de

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