Neben der Digitalisierung treibt gegenwärtig vor allem das Thema Sustainable Finance die Asset-Management-Branche um. Maßgebliche Treiber für nachhaltiges Investieren sind dabei vor allem die Nachfrage der Investoren und regulatorischer Druck.
Frank Dornseifer
Geschäftsführer des Bundesverbandes Alternative Investments e.V. (BAI)
Mit der Sustainable Finance Initiative hat die EU-Kommission ein umfassendes (Gesetzgebungs-) Projekt angestoßen, das mit dem Fokus auf Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsstandards (ESG) schon jetzt spürbare Auswirkungen auf die gesamte Finanzwirtschaft hat. Mit insgesamt zehn Maßnahmen, angefangen von der Einführung eines EU-Klassifikationssystems für nachhaltige wirtschaftliche Tätigkeiten (Taxonomie) und Normen bzw. Kennzeichen für umweltfreundliche Finanzprodukte (Labels), über die Förderung von Investitionen in nachhaltige Projekte und die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in der Finanzberatung bis hin zur Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in den Aufsichtsvorschriften und zur Stärkung der Vorschriften zur Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen soll eine nachhaltigere Wirtschaft geschaffen werden.
In diesem Kontext soll gerade die Finanzbranche eine Schlüsselrolle z.B. beim Wandel hin zu einer CO-2 reduzierten und energieeffizienten Wirtschaft übernehmen. Allein in der EU wird der finanzielle Aufwand für eine Verwirklichung der Energie- und Klimaziele gem. Pariser Klimaschutzübereinkommen mit zusätzlichen Investitionen i.H.v. jährlich 180 Mrd. EUR bis zum Jahr 2030 beziffert, der sich definitiv nicht allein durch öffentliche Mittel decken lässt. Gerade die Alternative-Investments-Branche mit volumenträchtigen Investitionen in Unternehmen, Infrastruktur, Erneuerbare Energien, etc. ist also prädestiniert, hierzu einen erheblichen Beitrag zu liefern.
Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig
Auch für Anleger bringt die Sustainable Finance Initiative viele Veränderungen. Dies beginnt schon bei der Anlageberatung und der Produktauswahl. Zukünftig sind Berater bzw. Vermittler ausdrücklich verpflichtet, im Beratungsprozess etwaige ESG-Präferenzen der Anleger zu erfragen und dezidiert darüber aufzuklären. Korrespondierend dazu müssen Anbieter schon bei der Produktkonzipierung die ESG-Kompatibilität im Blick haben, damit sie nicht nur im Prospekt bzw. den Anlagebedingungen detailliert informieren können; ergänzend muss dann in periodischen Berichten sowohl ggü. Anlegern, aber natürlich auch ggü. der Aufsicht dargelegt werden, ob und wie entsprechende Ziele erreicht werden. Und gleichzeitig müssen diese sicherstellen, dass sie selbst z.B. von den Unternehmen und Projekten, in die sie investieren, diese Informationen erhalten. Das Thema Nachhaltigkeit ist also nicht nur allgegenwärtig, sondern auch ganzheitlich.
Und ESG ist daher auch nicht einfach ein Trend, sondern vor allem Risikomanagement. Es verwundert daher nicht, dass sich mittlerweile institutionelle Anleger verstärkt z.B. aus Unternehmen aus der Öl- oder Gasbranche zurückziehen, eben weil sie hier für die Zukunft keine echten Anlagechancen, sondern beträchtliche Risiken sehen. ESG-konformes Investieren wird somit über kurz oder lang zu einem Muss, bringt dabei auch vielfältiges Wertschöpfungspotential und dürfte langfristige und verantwortungsvolle Investitionen belohnen. Rendite und Nachhaltigkeit schließen sich eben nicht aus.
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