Home » FUTURE OF FINANCE » Ecosystems in der Immobilienwirtschaft
FUTURE OF FINANCE

Ecosystems in der Immobilienwirtschaft

Foto: Sasin Paraksa via Shutterstock

Ist die Branche bereit für Kooperationsnetzwerke und digitale Plattformen?

Marco Hofmann

Head of LoB Real Estate bei SAP und Vorsitzender des ZIA-Ausschusses Digitalisierung

Digitalisierung ist inzwischen ein fester Bestandteil der Immobilienwirtschaft. Es gibt kaum mehr Veranstaltung oder Diskussionen, die sich nicht um die Chancen der Veränderung durch Technologie drehen. Dabei geht es bei der digitalen Transformation bei weitem nicht nur um Technologie, sondern auch um Innovation in Geschäftsmodellen und Geschäftsprozessoptimierung. Dahingehend gewinnen zusehends offene und multidimensionale Kollaborationsformen stark an Bedeutung. Nicht zuletzt durch COVID-19 haben viele immobilienwirtschaftliche Unternehmen erfahren, dass Transformation absolut lebensnotwendig ist, um sich am Markt zu behaupten. Ein wichtiger Teil dieser Transformation sind Ecosystems mit Netzwerken und offenen Plattformen, um Innovationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette voranzutreiben.

Immobilienwirtschaftliche Ecosystems sind dynamische Netzwerke, die aus verschiedenen Teilnehmern mit unterschiedlichen Rollen bestehen. Sie ermöglichen eine offene und multidimensionale Zusammenarbeit zwischen Unternehmen unterschiedlicher Größe, Branche und Beschaffenheit. Diese neue Art der Zusammenarbeit innerhalb des Ecosystems setzt voraus, dass der Kunde mit seinen Wünschen und Bedürfnissen im absoluten Mittelpunkt steht. Kunden sind es mit einer Selbstverständlichkeit gewohnt, Social Media und digitale Tools zu nutzen, um zielgerichtet, individuell und in Echtzeit mit Freunden, Familie, aber auch Unternehmen und Marken zu kommunizieren. Zudem bietet das Internet eine enorme Angebotsvielfalt, sofortige Verfügbarkeit von Informationen sowie eine einfache und bequeme Abwicklung von Kaufprozessen. Diese Faktoren haben einen maßgeblichen Einfluss auf das Kaufverhalten der Kunden, denn die Erfahrungen aus dem privaten Bereich erhöhen ebenso die Kundenerwartung bezüglich digitaler Lösungen in anderen Lebensbereichen.

In der Immobilienwirtschaft fehlt heute noch genau diese Einfachheit und Verzahnung von Prozessen. Hier greift das Potenzial der Ecosystems. Teilnehmer, die normalerweise im Wettbewerb zueinanderstehen, gehen Kollaborationen ein und werden zu Geschäftspartnern. Dadurch bündeln sie Wissen und Kompetenzen. Das wiederum führt zu Neuentwicklungen und Kombinationen von Produkten und Dienstleistungen, die ursprünglich getrennt und zusammenhangslos waren. Durch die Zusammenarbeit decken die Teilnehmer Geschäftsprozesse gesamtheitlich ab, statt individuell eigene Spot-Innovationen voranzutreiben. Auch in Ecosystems ist es elementar, dass die Teilnehmer eine gemeinsame Sprache sprechen. Das heißt, dass Daten und Datenmodelle effizient miteinander vernetzt sind und Datenredundanz soweit möglich vermieden wird. Dieses gemeinsame Verständnis dient als Basis, um einen ganzheitlichen End-to-End Ansatz zu ermöglichen und die Vorteile der Digitalisierung von Prozessen auszuschöpfen.

Immobilienwirtschaftliche Ecosystems haben während der Corona-Pandemie stark an Bedeutung gewonnen. Durch die digitale Transformation vernetzen sich Unternehmen viel mehr über digitale Plattformen. Diese ermöglichen es den Teilnehmern, Gebäude, Nutzer, Geschäftsprozesse und Partner über einen offenen Innovationsansatz intelligent miteinander zu verbinden. Ganzheitliche Innovation kann nur im Zusammenspiel gelingen. Ecosystems, in denen die Partner agieren, dienen dabei als Spielfeld, um sich in einer offenen Einstellung gegenüber der gemeinsamen Innovationskraft zu üben. Beim Dialog über partnerschaftliche Innovation gibt es in der Immobilienbranche noch unglaublich viel Potenzial. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um damit zu beginnen.

Nächster Artikel