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So treibt Corona digitale Banking-Trends

Foto: PopTika via Shutterstock

Die Corona-Pandemie wirbelt nicht nur unser gesellschaftliches Leben
durcheinander, sie wirkt auch als Brandbeschleuniger für die Digitalisierung der Wirtschaft. In einer Zeit, in der persönliche Kontakte reduziert werden und Läden, Bars und Kinos geschlossen sind, verändern sich Vorlieben und Angewohnheiten der Menschen. Das Leben verlagert sich von der physischen Welt ins Digitale.

Tobias Baumgarten

Herausgeber des Fintech-Blogs aboutfintech.de und schreibt über Fintech, Payment und digitales Banking

Der Trend geht vom Bargeld zum mobilen Bezahlen

Auch in den verbleibenden Alltagssituationen in der realen Welt hinterlässt Corona seine Spuren. Um Personal und Kunden vor Ansteckung zu schützen, bitten viele Supermärkte um Kartenzahlung, am besten kontaktlos. Das hat dem mobilen Bezahlen einen kräftigen Schub auch in Deutschland verliehen. Waren die Deutschen bisher noch als ein Volk notorischer Barzahler verschrien, ändert sich nun das Bild.

Nicht nur an den Supermarktkassen von Flensburg bis Berchtesgaden beherrschen Bank- und Kreditkarten nun das Bild. Auch beim Bäcker – bisher die letzte große Bargeldbastion – geht der Trend zum digitalen Bezahlen. Dabei verzichten insbesondere jüngere Kunden mittlerweile vermehrt auf Plastikkarten und bezahlen mobil. 

Seit die Sparkassen als Marktführer in Deutschland ihren Kunden Apple Pay anbieten, ist das ‚Mobile Payment‘, also das Bezahlen mit Smartphone oder Smartwatch, auch hierzulande auf dem Vormarsch. Allein für die deutschen Sparkassen vermeldete Apple im Dezember schon 1,5 Millionen Nutzer. Auch Großbanken wie Deutsche Bank oder Commerzbank melden reges Interesse ihrer Kunden. 

Neben Apple bietet auch Google seinen Bezahldienst Google Pay seit einiger Zeit in Deutschland an. Allerdings unterstützen neben Commerzbank, ING und DKB nur ein paar Handvoll Smartphone-Banken den Dienst des Android-Anbieters. Sparkassen und Volksbanken setzen hier auf eigene Lösungen.

Der Trend zum mobilen Bezahlen dürfte die Pandemie überdauern. Wer einmal die Vorzüge der Smartphone-Zahlungen entdeckt hat, wird wohl nicht wieder zum Bargeld zurückkehren.

Nullzinsen und Langeweile treiben Menschen an die Aktienmärkte

Aber nicht nur beim Geldausgeben, auch in der Geldanlage vollzieht sich derzeit ein unerwarteter Wandel. Die Deutschen entdecken ihre Liebe zum Aktienmarkt wieder. Während die EZB die Märkte mit Liquidität überflutet, sinken Sparzinsen auf Tagesgeldkonto und Sparverträgen gen null – oder sogar darunter. Finanzexperten raten Sparern daher schon länger dazu, ihr Geld lieber in Aktien und Fonds zu investieren.

Während der Pandemie folgen tatsächlich immer mehr Menschen diesem Rat. Eine wichtige Rolle für diese neu aufblühende Aktienkultur spielen neue Discount-Broker wie Trade Republic, Smartbroker und Scalable Capital. Mit modernen Apps und Niedrigstpreisen sprechen sie gezielt eine junge Zielgruppe an. Sie orientieren sich am US-Vorbild Robin Hood, das sogar komplett gebührenfreie Aktienkäufe verspricht. 

Die Generation Y, groß geworden mit der Gratis-Kultur des Internets, springt darauf voll an. Allein Trade Republic soll im Jahr 2020 etwa 500.000 Neukunden gewonnen haben. Getrieben wird dieser Boom auch von einer Werbeoffensive in sozialen Medien, denen kaum ein Millennial entgehen kann. Trading wird darin als Happening für zwischendurch vermarktet. In Zeiten, in denen andere interessante Freizeitaktivitäten ausfallen müssen, scheint das zu ziehen.

In jedem Fall helfen Trade Republic und Co. dabei, ganz neue Kundengruppen für die Kapitalmärkte zu erschließen. Gleichzeitig setzen sie traditionelle Banken unter Druck, ihre bisherigen Angebote zu modernisieren. 

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