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New Learning

Die Zukunft des Lernens:
Wie Lernplattformen die Bildung revolutionieren

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In einem Interview mit Nicolai Schork und Alexander Giesecke, Gründer einer Lernplattform, über das Vorantreiben der digitalen Bildung für eine bessere Lernerfahrung.

Nicolai Schork & Alexander Giesecke

Co-Founder und CEOs von simpleclub

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Woher kam die Idee, mit Mathe-Lernvideos zu starten?

Wir, Nicolai Schork und Alexander Giesecke, kennen uns seit der 5. Klasse und waren sehr gut in Naturwissenschaften. Lernangebote in dem Bereich waren meist langweilig und schlecht produziert. Deshalb starteten wir 2012 unseren Kanal “TheSimpleMaths”. Nach sechs Monaten hatten wir gerade mal 10€ damit verdient, doch bekamen plötzlich extrem dankbare Nachrichten von Nutzern. Das war unser Ansporn.

Mittlerweile besitzen wir die beliebteste Lernplattform für Schule und Ausbildung mit 2 Mio. Nutzern monatlich.

New Work ist gerade in aller Munde und auch das Lernen muss neu gedacht werden. In welcher Altersklasse ist es Ihrer Meinung nach ratsam, anzusetzen, wenn es um „New Learning“ geht?

Für alle Altersklassen – aber vor allem in Schule und Berufsschule. Digitalisierung disruptiert alle Branchen, aber die Bildung sieht noch aus wie vor 100 Jahren. Hier setzen Lernplattformen an: Wissen wird über vielfältige Formate wie Text, Video, Aufgaben und interaktive Animationen vermittelt und kann durch personalisierte Lernpfade auf den Kenntnisstand und das Verständnislevel des Lernenden zugeschnitten werden.

New Learning zieht auch den digitalen Wandel mit sich. Kann die Digitalisierung im Lernbereich wirklich einheitlich umgesetzt werden, ohne dass Menschen, die finanziell schwacher aufgestellt sind, benachteiligt werden?

Ja, wenn die Finanzierung nicht zwangsläufig über die Endnutzer läuft. Für uns heißt das: Im Schulbereich bieten wir den Großteil unserer Inhalte kostenlos an und den Vollzugang gegen eine kleine monatliche Gebühr. Die Finanzierung der Ausbildungslizenzen erfolgt über die ausbildenden Unternehmen. Langfristig setzen wir uns für die Finanzierung digitaler Lernmittel durch die öffentliche Hand ein, denn Bildung kann flächendeckend nur im Schulterschluss zwischen Politik (Bund, Ländern und Kommunen) und Wirtschaft gelingen.

Dank neuer Lernformate ist auch der Präsenzunterricht für Studierende nicht mehr zwingend notwendig. Welchen positiven Effekt hat diese Unabhängigkeit auf die Möglichkeiten eines Studierenden?

Die Vorlesung selbst ist ein veraltetes Konzept.

Sie kommt aus einer Zeit, in der Studierende keine eigenen Bücher hatten und der Professor daher quasi vorgelesen hat. Technologie bietet heute ganz andere Möglichkeiten. Präsenzveranstaltungen sind aber nicht per se schlecht. Als Ort des sozialen Austauschs und praktischer Projektarbeit haben sie absolut ihre Berechtigung.

Auch die Unternehmen stehen vor neuen Herausforderungen – besonders im Recruiting. Können ebenso die Personalabteilungen einen „New Learning“-Effekt für sich entdecken, wenn es um das Generieren neuer Nachwuchstalente geht?

Absolut! Einige unserer Kunden werben bereits damit, dass sie mit simpleclub ausbilden, weil sie wissen, dass fast alle Nachwuchskräfte unsere Marke kennen und sie so als Arbeitgeber attraktiver werden. Dieser positive Effekt kann natürlich fürs Recruiting genutzt werden. Gleichzeitig ist es aus unserer Sicht aber essentiell, auch über das Thema Retention nachzudenken. Sprich, wie kann die Lernerfahrung während der Ausbildung selbst verbessert werden, um die Nachwuchskräfte gut zu qualifizieren und zufrieden zu halten.

Denn erst, wenn Mitarbeiter wirklich glücklich an ihrem Arbeitsplatz sind, werden sie auch anderen positiv davon erzählen. Mund-zu-Mundpropaganda: Ein völlig unterschätzter Aspekt der Mitarbeitergewinnung.

Welches Potenzial steckt für Unternehmen darin, Aus- und Weiterbildung zu digitalisieren?

Das Ausbildungssystem steht vor massiven Herausforderungen: Es gibt immer weniger Berufsschullehrer, alternde Ausbilder, die bald in Rente gehen und Nachwuchskräfte mit teilweise erheblichen schulischen Lernlücken. Digitale Lernplattformen helfen, Nachwuchskräfte besser und individueller zu qualifizieren sowie die Motivation für selbständiges Lernen durch Gamification-Elemente zu fördern. Unternehmen können ihre Ausbildungsleiter entlasten und Kostenersparnisse erzielen, indem zum Beispiel Reisekosten für Präsenztermine sinken. Zudem werden gerade Unternehmen in ländlichen Gebieten durch das digitale Angebot attraktiver.

FOTOS: SIMPLECLUB
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