Dr. Lars Janzik, CEO Vertical Media, dem Medienhaus hinter der Digitalplattform Gründerszene, über die Möglichkeiten, in Deutschland zu gründen.
Dr. Lars Janzik
CEO Vertical Media GmbH
Sie sind Experte für Gründer. Bitte erzählen Sie uns, wie sich die Szene in den letzten Jahren für Gründer in Deutschland weiterentwickelt hat.
Das Umfeld für Startups in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark professionalisiert. Es interessieren sich längst nicht mehr nur klassische Investoren, sondern im Grunde alle Corporates und zunehmend auch der Mittelstand für Startups – ob als Investment, für Kooperationen oder einfach zur Inspiration. Startups sind zu einer alternativen Methode der Innovationsgenerierung geworden, weil man mit ihnen radikaler, schneller und freier an neuen Lösungen arbeiten kann. Auf der anderen Seite bedeutet die Entwicklung aber auch, dass die Anforderungen an die Gründer gestiegen sind, um ein Investment zu bekommen, sei es beim Businessplan, Pitch oder Prototyp. Auch Ausbildung und Infrastruktur haben sich gewandelt: Mittlerweile gibt es rund 100 Gründerlehrstühle an den Universitäten, zum Teil mit eigenen Accelerator-Programmen. Auch außerhalb der Uni haben Gründer eine große Auswahl an mehr oder weniger spezialisierten Acceleratoren. Es gibt unzählige Coworking-Spaces mit sehr guten Bedingungen, und man muss auch nicht mehr unbedingt nach Berlin gehen, um zu gründen. Alle großen Städte haben spannende Angebote und der ländliche Raum wird auch zunehmend entdeckt. Außerdem gibt es mittlerweile viele gute Förderprogramme – regional wie auf Bundes- oder EU-Ebene. Im „Startup Investment Guide“ von Gründerszene haben wir dazu eine umfangreiche Übersicht erstellt.
Von welchen Ländern, welchen Modellen kann Deutschland besonders lernen, um Gründern den Einstieg in die Szene zu erleichtern?
Jahrelang haben wir mit großen Augen aufs Silicon Valley geschaut. Dort ist ein einzigartiges Ökosystem entstanden. Mittlerweile ist dort aber das Wohnen und Arbeiten sehr teuer, der Wettbewerb ist massiv und Gründer weichen auf andere Regionen in den USA oder sogar außerhalb aus. Wir haben in Deutschland einiges vom Valley gelernt, aber auch ein eigenes Profil entwickelt. Der Vorwurf, wir wären hierzulande zu langsam im Skalieren und würden nicht groß genug denken, stimmt nur noch bedingt. Wir müssen uns ganz sicher nicht verstecken.
Als Geschäftsführer – was braucht es Ihrer Meinung nach für eine erfolgreiche Gründung?
Man braucht die richtige Idee zur richtigen Zeit. Aber da es in der Realität selten genau so ist, braucht man erst mal den Wunsch und Willen, etwas zu verändern. Oft gründen Branchenfremde erfolgreich, weil sie einen anderen Blickwinkel auf Probleme haben und sich nicht von bestehenden Lösungen ablenken lassen. Am Ende muss man einfach Lust aufs Gründen haben und dann vor allem passende Mitstreiter finden.
Als Gründer ist man meistens anfangs auch parallel der CEO, welche Hard Skills und welche Soft Skills braucht es Ihrer Meinung nach, um ein erfolgreicher CEO zu sein?
Das hängt vom Unternehmen, der Branche und dem Produkt ab und davon, in welcher Phase sich das Unternehmen befindet. Wachstum verlangt teilweise andere Fähigkeiten als Sanierung oder Restrukturierung. Außerdem hängen die Anforderungen an den CEO entscheidend von seinen Mitarbeitern ab. Der CEO muss also vor allem das richtige Team zusammenstellen und Schlüsselpositionen richtig besetzen. Empathie und Kommunikationsfähigkeiten sind der Schlüssel. Außerdem braucht er ein gesundes Selbstverständnis in seiner Rolle als „Frame Stretcher“: Er gibt den Rahmen für Teams und Mitarbeiter vor und versucht, deren Spielraum ständig zu erweitern.
In all Ihren Berufsjahren – was sind nach Ihrer Erkenntnis die drei wichtigsten Faktoren, die zu Erfolgen führen?
Pauschal ist das schwierig zu sagen. Aber ein gutes, ausgewogenes Team, ein klarer Fokus mit den richtigen Prioritäten und eine kleine Portion Größenwahn sind gute Voraussetzungen, um ein Unternehmen in die Erfolgsspur zu bringen.
