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THE FUTURE OF WORK

Einsortieren statt Aussortieren – Wolfgang Brickwedde über den Stand der Digitalisierung & KI im Recruiting

Foto: Sourcing Summit Germany

Im Interview gibt uns Wolfgang Brickwedde vom Institute for Competitive Recruiting spannende Einblicke über den aktuellen Stand der Digitalisierung in Unternehmen und über den zukünftigen sinnvollen Einsatz von KI im Recruiting.

Foto: Privat

Der Bewerbermarkt hat stark zugenommen, und Recruiter erkennen, dass herkömmliche Stellenanzeigen allein nicht mehr ausreichen, um qualifizierte Kandidaten anzuziehen. Trotzdem sind nur 7% der Unternehmen wirklich auf diese Veränderung vorbereitet. Es wird deutlich, dass Unternehmen ihre RecruitingStrategien überdenken und innovative Ansätze verfolgen müssen, um proaktiv auf die neuen Herausforderungen des Bewerbermarktes zu reagieren und auch zukünftig qualifizierte Talente erfolgreich zu gewinnen.

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Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Zukunft des Recruitings durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) verändern?

KI prägt das Recruiting, z.B. im Screening. Hier identifiziert sie durch den Vergleich von Lebensläufen mit Jobprofilen die besten Kandidaten und macht dem Recruiter entsprechende Vorschläge. Im Active Sourcing durchforsten automatisierte Tools Plattformen wie LinkedIn, Xing u.a. nach potenziellen Kandidaten, bieten personalisierte Ansprachen und leiten Bewerbungen weiter. Unternehmen können auch Chatbots auf Karriere-Websites integrieren, die Jobsuchende nach Fähigkeiten und Präferenzen befragen und passende Stellenangebote anzeigen. Zusätzlich unterstützt KI auf Grundlage von Lebensläufen bei der Zuordnung zu geeigneten Jobs.

Worauf sollten Recruiter Ihrer Meinung nach in Zukunft verstärkt achten, wenn es um die Besetzung von Stellen geht?

Es ist ratsam, dass Recruiter sich in die Lage der Bewerber versetzen. Dies lässt sich leicht umsetzen, indem man versucht, sich selbst im eigenen Unternehmen zu bewerben. Auf diese Weise werden schnell erste mögliche Komplikationen und Hindernisse sichtbar, die Bewerber abschrecken könnten. Ein umgekehrter Blick auf den Rekrutierungsprozess kann dazu beitragen, dass Bewerber auf effiziente und unkomplizierte Weise zum Unternehmen finden. Es ist entscheidend, dem Bewerber den Bewerbungsprozess zu erleichtern, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Ein Fokus auf Einsortieren anstelle von Aussortieren, d.h. zu schauen, wie lange dauert es und was kostet es, einen Bewerber vom aktuellen Status auf den gewünschten zu bringen, ermöglicht es, darüber nachzudenken, wie Bewerber schnell und effektiv ins Unternehmen integriert werden können. Die Alternative wäre, weitere 6-9 Monate zu warten und die Stelle immer noch nicht besetzt zu haben.

Wie beeinflusst die Digitalisierung die HR-Welt?

Unternehmen setzen bisher hauptsächlich auf Bewerbermanagementsysteme, Bewerbersuchsoftware und Multi-Job Posting-Lösungen im Bereich der Digitalisierung im Recruiting. Etwa 50 Prozent nutzen diese Tools, während die Anwendung von Künstlicher Intelligenz bei 15 Prozent liegt. Der Weg der Digitalisierung im Recruiting hat noch beträchtlichen Fortschritt vor sich. Obwohl die aktuelle Nutzung vielversprechend ist, befindet sich die breite Anwendung von digitalen Tools wie Bewerbermanagementsystemen und KI noch in einem evolutionären Stadium. Es wird interessant sein zu beobachten, wie Unternehmen diese Technologien weiterhin integrieren, um effizientere und präzisere Rekrutierungsprozesse zu gestalten.

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