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Zukunft Pflege

„Das Ziel muss sein, den Berufsstand so zu gestalten, dass die Arbeit in der Pflege in Deutschland wieder attraktiv wird.“

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Moritz Köbke (24) ist seit Frühjahr 2023 Fachkrankenpfleger für Anästhesie- und Intensivpflege und engagiert sich ehrenamtlich bei einer Hilfsorganisation im Sanitätsdienst und Bevölkerungsschutz sowie im Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). Dort ist er Mitglied der Lenkungsgruppe Junge Pflege, die junge Pflegende im DBfK vertritt und unterstützt. Als Berufseinsteiger gibt er uns im Interview einen Einblick in seinen Alltag sowie die Herausforderungen und Chancen des Pflegeberufs aus Arbeitnehmersicht.

Moritz Köbke

Fachkrankenpfleger für Anästhesie- und Intensivpflege

Foto: Annalena Dietz

Es ist unabdingbar, dass wir für unsere Profession einstehen und uns selbst verwalten müssen.

Herr Köbke, Sie sind seit etwa drei Jahren als Gesundheits- und Krankenpfleger tätig. Mit welchen Erwartungen sind Sie nach der Ausbildung ins Berufsleben gestartet?

Da meine Ausbildung mitten in der ersten CoronaWelle endete, waren die Erwartungen zunächst erst mal nicht so hoch. Es ging für mich direkt mit 12-Stunden Schichten los; auf unserer Intensivstation lagen viele schwer betroffene Patient:innen. Als ich dann aber nach kurzer Zeit gut im Team angekommen bin, konnte ich schnell viel und intensiv lernen.

Was waren Ihre Erwartungen oder Wünsche an Ihren Arbeitgeber? Haben diese sich erfüllt?

Durch einen Trägerwechsel meines Arbeitgebers war die Situation zunächst etwas dynamisch. Danach haben sich meine Erwartungen, z. B. ein gutes Weiterbildungsangebot zu erhalten, Dienstplansicherheit zu haben und attraktive Benefits (wie z. B. eine betriebliche Altersvorsorge, Firmenfitness usw.) wahrnehmen zu können, erfüllt.

Wo sehen Sie die Herausforderungen im Pflegeberuf und auch im Berufsalltag?

Die größten Herausforderungen sehe ich bei der Attraktivität des Pflegeberufes. Wir müssen davon wegkommen, dass hochqualifizierte Pflegefachkräfte als ärztliches Hilfspersonal angesehen und weithin als „Schwester“ bezeichnet werden. Um unseren Beruf attraktiver zu gestalten, brauchen wir eine Akademisierung. Studiengänge in der Pflege eröffnen uns viele Türen. Im Berufsalltag stellen uns Faktoren, wie der immer größere Fachkräftemangel, schon jetzt vor Herausforderungen.

Empfinden Sie Ihre Vergütung als angemessen?

Das ist eine schwierige Frage. Mein Arbeitgeber bezahlt aktuell übertariflich, mit den Schichtzulagen kommt eine Summe zusammen, die gut zum Leben reicht. Da die Pflegeberufe von ihren Anforderungen, der Verantwortung und Belastung mit Ingenieursberufen vergleichbar sind, sollte sich das auch im Gehalt widerspiegeln. Ein Einstiegsgehalt von mindestens 4.000 € brutto halte ich daher für angemessen. Auch der Attraktivität des Berufes würde eine höhere Vergütung guttun. Außer Frage ist, dass Pflegefachpersonen mit einem akademischen Grad entsprechend entlohnt werden müssen.

Durch den Mangel an Fachkräften werden immer häufiger internationale Fachkräfte hinzugezogen. Empfinden Sie dies als Konkurrenz oder als Chance für den Pflegebereich?

Als Konkurrenz ist das nicht zu sehen. Wir können froh um jede Pflegefachkraft sein. Es ist aber nicht die Lösung, die marode Personalsituation durch internationale Kolleg:innen auszugleichen. Außerdem ist der Fachkräftemangel in der Pflege ein internationales Problem. Das Ziel muss sein, den Berufsstand so zu gestalten, dass die Arbeit in der Pflege in Deutschland wieder attraktiv wird. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen arbeiten in Teilzeit, häufig wegen der hohen Arbeitslast. Das wäre zum Beispiel ein Punkt, an dem man Ansetzen sollte.

Was erachten Sie als besonders wichtig, um die professionelle Pflege zu stärken?

Es ist unabdingbar, dass wir für unsere Profession einstehen und uns selbst verwalten müssen. Es braucht Pflegekammern, in den Ländern und auf Bundesebene. Außerdem muss die professionelle Pflege endlich ein Stimmrecht im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) erhalten.

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